Dr. Simone Burel: "Die Entwicklung unseres Wortschatzes hört nie auf."

Shownotes

💡 💫 58 Minuten Inklusion für Dich und Dein Mindset 💪 ⚡️

„Die Sprache im Mittelpunkt“

Dr. Simone Burel ist eine der prägendsten Frauen zum Thema Sprache in der Wirtschaft. In der Premierenfolge von „allesinklusion?!“ gehen wir mit ihr auf Sprachreise. Wir besprechen u.a. die Themen Spracherwerb, Sprachentwicklung, Sprachcodes, Sprachwandel und Sprachpolizei. Viel Sprache und das ist ja auch der Themenschwerpunkt der Premierenfolge.

Von Katzen, Kolonialmöbeln, Lasswell-Formel und Sokrates kommen wir u.a. zu drei wichtigen Fragen:

🟠 Was bedeutet der Begriff Inklusion? 🟠 Wie herausfordernd ist es das eigene Sprachverhalten zu entwickeln? 🟠 Was kann ich selbst jetzt tun, um sprachlich inklusiver zu werden?

Neugierig geworden? Dann los und die Premierenfolge starten.

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oder die Homepage der Linguistischen Unternehmensberatung https://lub-mannheim.de/

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Du hast Anregungen, Fragen, Ideen oder Themenwünsche? Dann schreib mir gerne an frank.rusko@empathikus.com

Transkript anzeigen

00:00:00: Herzlich willkommen beim Podcast "Alles Inklusion - Fragezeichen, Ausrufezeichen".

00:00:12: Hier bekommst du Inspiration und Impulse für ein inklusiveres Miteinander direkt auf deine

00:00:17: Ohren. Zu "Alles Inklusion" lade ich Menschen ein, die mich zu den unterschiedlichsten Facetten

00:00:23: und Aspekten von Vielfalt, Chancengerechtigkeit, Inklusion, Zugehörigkeit und Vereinbarkeit

00:00:28: beeindrucken und inspirieren. Menschen, die uns ihre persönliche Schatzkiste öffnen und uns,

00:00:34: so der Plan, in jeder Folge Inklusionsschubster mitgeben. Mein Name ist Frank Rusko und los geht's.

00:00:40: Servus, Grüezi, Moin und Aigude im "Alles Inklusion - Fragezeichen, Ausrufezeichen Podcast".

00:00:48: Meine heutige Premierengästin ist Dr. Simone Burrell. Ich stelle sie euch kurz vor. Sie ist

00:00:54: Unternehmerin, Wissenschaftlerin, Fachbuchautorin, Kolumnistin und, so sagt sie über sich selbst,

00:01:01: vor allem Freigeist. Sie ist Sprachwissenschaftlerin und verfasst ihre Dissertation zum Thema

00:01:08: Identitätspositionierungen der DAX30 Unternehmen, sprachliche Konstruktion von Selbstbildern in

00:01:14: Repräsentationstexten. Sie hat 2015 eine linguistische Unternehmensberatung gegründet,

00:01:21: 2021 die Diversity Company gegründet und fusionierte dieses Jahr mit Verlenkwitsch. Sie

00:01:29: lebt mit Partner und kätzlicher Begleitung in Mannheim. Simone und ich, wir dutzen uns und so

00:01:36: halten wir das auch in diesem Gespräch. Und jetzt erstmal Hallo, liebe Simone. Schön, dass es heute

00:01:42: geklappt hat und wir den Podcast zusammen aufnehmen können. Bist du denn mit der kurzen

00:01:48: Vorstellung einverstanden oder gibt es etwas zu ergänzen oder zu korrigieren? Hallo, Frank.

00:01:53: Danke dir für die Einladung. Ich bin schwer begeistert von der kätzlichen Begleitung.

00:01:58: Also alles gut für dich. Perfekt, ja. Perfekt, das ist schön. Ja, ich habe es ja eben in der

00:02:07: Vorstellung kurz genannt. 2021 hast du zusätzlich zu deiner linguistischen Unternehmensberatung

00:02:15: und auch die Diversity Company gegründet. Wie kam es denn dazu? Wir haben, wenn wir Organisationen

00:02:23: beraten, das hast du ja schon gesagt, ich bin Unternehmensgründerin der linguistischen

00:02:30: Unternehmensberatung, da haben wir festgestellt, dass Sprache eben nicht das einzige ist, was die

00:02:36: Organisationen brauchen, wenn es um mehr Gerechtigkeit oder mehr Teilnahme geht und dabei

00:02:45: ist uns dann eben aufgefallen, dass wie gesagt Sprache sehr, sehr eng mit anderen Dingen

00:02:51: zusammenhängt wie zum Beispiel Kultur, Wissensmanagement, aber auch mit dem Thema, wie das gesamte

00:02:59: Organisationensystem aufgestellt wird, wie durchlässig es ist und somit haben wir uns einfach

00:03:05: entschieden, weil wir zu dem Zeitpunkt auch schon viel zum Thema Diversity oder zum Thema Gender

00:03:11: Awareness angefragt wurden, dass wir unsere Beratung erweitern eben nicht nur Sprache

00:03:18: und Kommunikation der Organisationen anpassen, sondern auch das ganze System, um eben etwas

00:03:25: strukturell zu verankern und meistens ist es dann eben Diversity, was wir strukturell verankern

00:03:31: und deswegen eben neben dieser Sprache und Kommunikationsleistungen auch andere Leistungen

00:03:38: anzubieten unterhalb einer neuen Marke der Diversity Company, eben spezifische Workshops,

00:03:45: spezifisches Consulting, einen sogenannten Diversity Check für KMU und Hochschulen, an

00:03:52: denen wir an über 100 Touchpoints ansetzen und eben schauen, wie die Organisation aufgestellt

00:04:00: ist und wo sie Diversity bereits erfüllt, wo noch weiter gearbeitet werden kann, eben

00:04:05: mit unserer Hilfe, indem wir wissen anbieten in Form von Vorträgen, in Form von Messungen,

00:04:14: gewisser Parameter, Quoten, Empowerment, Mentoring für die Einzelnen, aber auch dann natürlich

00:04:21: wie gesagt für das ganze System mit einem Diversity Reporting, also es gibt viele verschiedene

00:04:26: Dinge, die wir dann darunter anbieten und ja, wir sehen auch einfach, dass das der Zeitgeist ist.

00:04:32: Diversity ist nicht mehr nur so ein Wohlfühltema, was irgendwo gemacht wird, damit sich der

00:04:42: Vorstand sozusagen auch ethisch wohlfühlt, sondern wir sehen, dass es einfach ein Thema ist,

00:04:48: was Unternehmen ganz klar, aber wie auch andere Organisationen, also Hochschulen,

00:04:54: Kommunen, NGOs, was Unternehmen Organisationen jegliche Art brauchen, um überhaupt in Zukunft

00:05:00: weiter bestehen zu können. Also es ist ein ganz starkes Querschnittsthema, sozialer Art,

00:05:08: was mindestens genauso wichtig ist wie Digitalisierung. Ja, also im Prinzip ein ganzheitlichere Ansatz,

00:05:18: in dem die Sprache sozusagen ein wesentlicher Punkt ist, aber insgesamt halt ja holistischer

00:05:25: angepackt wird das Thema Diversity. Genau, und eben nicht nur Sprache, sondern auch andere Elemente,

00:05:30: wie Kultur, Business Management, ja Verankerung über KPIs und so weiter, also in den Bereich

00:05:37: klassisches Consulting und klassische Managementberatung, nicht nur Sprache und Kommunikationsdienstleistung.

00:05:45: Und dann ging die Reise ja weiter und dieses Jahr hast du sozusagen den nächsten Schritt unternommen

00:05:55: und bist mit Verlanguage zusammengegangen. Wie ist es denn dazu gekommen? Ja, wir waren

00:06:01: eine ganze Zeit lang schon auch bekannt mit Verlanguage, der Markt im Bereich inklusive

00:06:08: Sprache ist ja nicht so groß und dann gab es eben den Wunsch, dass wir zu zweit ja zusammengesessen

00:06:18: haben, nämlich Michael und ich und Michael als Gründer von Verlanguage, Michael Martins,

00:06:26: und gesagt haben, hey lass uns das doch einfach zusammenbündeln, weil ich vergleich das immer

00:06:33: so gerne mit so zwei Markenkonstrukten, ja so wie als lingoistische Unternehmensberatung,

00:06:41: eher aus der wissenschaftlichen Ecke kommend, während Verlanguage eher so die Hippemarker

00:06:48: aus Berlin kommen, er kommend, sodass wir auch beide unterschiedliche Zielgruppen abgedeckt haben.

00:06:56: Das heißt, wir waren dann der Meinung, ne, das würde sich auch gut zusammenfügen lassen,

00:07:02: so im Bezug auf die Marktbearbeitung, aber auch das zweite Thema, die thematische Schwerpunktsetzung,

00:07:08: die fanden wir auch sehr passend zusammenzubringen, weil wir uns vor allem mit dem Zimmer gendergerechte

00:07:16: Sprache beschäftigt haben und Verlanguage sich eben neben gendergerechter Sprache auch mit den

00:07:23: Themen anti-abolistische Sprache, also Sprache, die auch Menschen mit Behinderung inkludiert und

00:07:31: auch mit antirassistischer Sprache beschäftigt hat, ja und so haben wir gesagt, hey, lass uns auch

00:07:35: einfach unsere Themenpunkte noch erweitern und dann haben wir sozusagen was Gemeinsames Großes

00:07:41: und können auch alle Dinge anbieten. Wir können inzwischen nicht nur diese drei Dimensionen

00:07:48: anbieten, wenn es um Beratung geht, also gendergerechte, anti-abolistische und anti-assistische Sprache,

00:07:55: sondern wir haben das auf zehn Dimensionen ausgeweitet, das heißt, wir beraten auch dazu

00:07:59: zur Sprachdimension sozialer Herkunft, alter Religion, fachliche Diversität, also das haben

00:08:08: wir auch noch mal als Anstoß für uns genommen, unser Portfolio zu erweitern, deswegen fand

00:08:13: ich das ja ein richtig, sozusagen spannender Jahresstart gewesen, dieses Jahr, 2023, die Sachen

00:08:22: aus Mannheim, wo wir sitzen und Berlin zusammen zu bringen. Ja, also ich sage jetzt mal, das ist

00:08:30: natürlich schon ein sehr umfassendes Angebot, so wie du es jetzt geschildert hast, da kann man

00:08:37: wirklich nur drausschöpfen, also insofern drücke ich euch die Daumen, dass ihr da weiter revisieren

00:08:45: könnt am Markt. Für dich persönlich habe ich jetzt die Frage, Simone, drei Hashtags, die dich

00:08:53: beschreiben würden. Mit welchen drei Hashtags würdest du dich sozusagen selbst beschreiben?

00:08:59: Und warum? Also zwei hast du schon genutzt, den dritten will ich hinzufügen, also der erste ist

00:09:07: Unternehmerin. Ich habe schon immer gerne selbst unternommen, anstatt mich ja sozusagen passiv

00:09:18: gefühlt, manchmal auch dann von oben leiten zu lassen. Ich habe schon sehr früh vertrieblich

00:09:26: gearbeitet, ich habe schon schon sehr früh meinen eigenen wissenschaftlichen Dinge produziert und mir

00:09:34: war das immer sehr wichtig, dass ich dann eben für mich auch selbst die Sachen in der Hand habe und

00:09:39: dann auch eine gewisse Handlungsfreiheit habe, wie ich Sachen gestalten kann. Und das hat sich einfach

00:09:46: für mich dann in dem Berufsbild der Unternehmerin zusammengefahren. Das war mir gar nicht klar,

00:09:57: dass ich Unternehmerin werden würde, aber jetzt, wenn ich eben so exposed auf mein Leben zurück

00:10:03: schaue, sehe ich eigentlich, dass ich die Kompetenzen, aber auch so das Mindset immer schon hatte. Und

00:10:12: das ist mir klar war. Das zweite, was du gesagt hast, ist die Katze. Das würde ich jetzt als

00:10:19: zweites Hashtag auch nehmen wollen. Ich habe schon immer alle Arten von groß und kleinen Katzen

00:10:27: bewundert. Es ist mein Krafttier und genau, die Katze ist auch bei manchen Workshops dabei,

00:10:37: also ist quasi für mich auch auch Kollegen. Passt gut rein, ja. Und das dritte ist Geisteswissenschaft.

00:10:45: Ich war schon sehr früh, also ich bin in der Schule fasziniert davon, was mit dem Geist so möglich

00:10:53: ist, also nicht nur wie Sprachen natürlich, sich untersuchen lassen, aber auch insgesamt,

00:11:00: wie der Geist funktioniert, wie der Geist, ja, also wie das Denken funktioniert, vielleicht auch

00:11:07: wie das Denken sich noch verbessern könnte, welche Verneblungen der Geist noch sozusagen da sind,

00:11:13: wie das psychologisch alles zusammenhängt. Somit bin ich schon immer überzeugte Geisteswissenschaftlerin

00:11:19: gewesen und setz mich auch da heute noch dafür ein, weil ich immer der Meinung bin,

00:11:23: Geisteswissenschaft wird leider auch 2023 noch in ihrer Bedeutung im ökonomischen Kontext

00:11:31: unterschätzt. Ja, da schließt sich im Prinzip ein Punkt an, der mich auch beschäftigt hat,

00:11:40: als ich über dich recherchiert habe. Da kam so die Frage bei mir aus, wie kamst du in deiner

00:11:48: persönlichen Entwicklung zum Thema Sprache? Was hat dich da getrickert auf diese inhaltliche

00:11:52: Reise? Hat das was mit den Geisteswissenschaften zu tun? Wahrscheinlich, wahrscheinlich ja,

00:12:01: aber es kam schon früher, also ich habe in der Schulzeit schon total gerne Gedichte analysiert

00:12:07: und die meisten anderen haben das gehaft. Ich fand das richtig toll, nicht nur auf die interprätative

00:12:13: Ebene zu gehen und zu sagen, ja, damit hat die Person das und das Aussagen wollen, sondern mich

00:12:19: hat auch sehr die formalistische Ebene interessiert. Zum Beispiel, was bedeutet diese Metapher? Was

00:12:25: bedeutet, dass das hier vor allem Attiktive verwendet werden, um etwas zu beschreiben und nicht

00:12:31: nur um nicht nur substantive, wie ist der Satz in der Länge aufgebaut? Wie viel Wörter hat er? Ich

00:12:38: habe die Wörter gezählt. Also ich habe schon immer so diesen Wunsch gehabt, Dinge zu analysieren und

00:12:44: zu ordnen. Und ja, Sprache ist dann für mich wahrscheinlich das Erste gewesen, mit dem ich

00:12:51: dann eben auch in professioneller Hinsicht in der Schule in Kontakt gekommen bin, weil egal welches

00:12:55: Fach du quasi hast in der Schule, du hast Input, den du hörst auditiv, aber den du auch verschriftligst

00:13:02: und somit war ich quasi eigentlich immer von diesem Medium Sprache umgeben und da hat sich mein

00:13:08: Gehirn wahrscheinlich gedacht, ja okay gut, wenn du deinen Geist ordnen willst, dann fangt man mit

00:13:13: deiner Sprache an. Diese Begeisterung hat sich dann immer weitergezogen, dass ich eben Sprachen

00:13:20: studiert habe, Germanistik und Anglistik und auch da habe ich vor allem eben auf die Lingoistik,

00:13:25: nicht auf die Literaturwissenschaft fokussiert habe. Wenn wir uns mal das Thema Spracherwerb anschauen,

00:13:32: in dem Sinne, wie entwickeln wir uns denn sozusagen als menschensprachlich, weil wenn ich jetzt zum

00:13:39: Beispiel sehe und ich erlebe das jetzt gerade mit meinen beiden Enkelkindern, dass meine Tochter

00:13:45: ihnen, bevor sie überhaupt sprechen konnten, Zeichensprache beigebracht hat, indem sie anzeigen

00:13:51: konnten, ob ihnen etwas gefällt oder ob sie nochmal etwas möchten oder ob sie in die Windel

00:13:55: gemacht haben. Also schon vor dem, ich sage jetzt mal, gesprochenen Spracherwerb sozusagen schon

00:14:04: im Säuglingsalter sozusagen ja schon Sprache möglich ist. Also wie entwickeln wir uns denn da

00:14:09: als Menschen? Also diese Zeichensprache, wie du es beschrieben hast, das ist so der Beginn eines

00:14:21: menschlichen Sprachentwicklungsprozesses und neben dem, neben dieser Zeichensprache,

00:14:27: neben diesem Deuten, ja gibt es auch ganz früh diese Laute, die produziert werden, da wird dann

00:14:31: plötzlich gemerkt, okay, da ist so ein Vokaltrakt und aber eigentlich geht die Sprach-Awerbsforschung

00:14:38: los, wenn wir sagen, die erste Phase und das ist so zwischen 12 bis 18 Monaten erst da werden

00:14:46: Wörter produziert, ja also bei denen wir wirklich sagen, das hat als Wort eine semantische Qualität,

00:14:53: ja so was wie zum Beispiel Auto oder Ball und davor sind es eben wie ich sagte Laute,

00:14:59: deswegen ist ganz interessant, weil Säuglinge eben dann auch dazu neigen nach diesen ersten

00:15:05: Lauten, die sie produzieren, sie auch zu duplizieren, also nennen sich eben die Reduplication,

00:15:12: deswegen ist es auch einfach zu sagen Mama und Papa, es sind einfach die zwei Laute,

00:15:17: die dann wiederholt werden oder auch die Geräusche, die sie wiedergeben, die sie hören,

00:15:22: Töp, Töp oder Meow, Meow Katzen, das ist ganz, ganz spannend zu beobachten und dann kommt wie gesagt

00:15:28: diese Einwortphase meistens zwischen 12 bis bis 18 Monaten, manche fangen auch schon früher an,

00:15:34: neun Monaten und das sind dann eben diese Einwortphasen, Betrachtungen in den Ja-Dinge des

00:15:43: alltäglichen Lebens, die um das Kind rum sind, wie der Ball oder wie gesagt das Auto oder das Fenster

00:15:48: so in das ja, in das kindliche Leben eingespeist werden und dann beginnt meistens so nach ja,

00:15:58: einen halb bis zwei Jahren die zwei Wortphase, also es gibt ja ein Wort und dann kommt die

00:16:02: zwei Wortphase, dann werden die Wörter zusammen in einer Beziehung gesetzt, Ball schön, also es

00:16:11: muss nicht grammatisch korrekt sein, es geht vor allem darum, dass das, dass diese Bedeutungsnähe

00:16:18: zwischen den Wörtern und den Zusammenhang auch, dass das gelernt wird und dann gibt es eine dritte

00:16:25: Phase insgesamt, haben wir vier Phasen, die finde ich immer ganz toll, vor allem im Englischen,

00:16:30: die heißt "word spurt", also ein Spurt, ein Wortspurt, im Deutschen sagen wir da Wortschutzexplosion,

00:16:37: weil da eben plötzlich in einer relativ kurzen Zeit, ja, also innerhalb von einem halben bis

00:16:42: einem Jahr ganz, ganz, ganz viele Wörter das Kind lernt und produziert und auch nutzt,

00:16:48: teilweise nicht immer in korrektem Zusammenhängen, wie gesagt, das ist am Anfang auch nicht die

00:16:53: Aufgabe dieser, dieser Entwicklung, sondern da geht es einfach vor allem, die Dinge,

00:16:58: ins mentale Leksikon zu übernehmen, aufzunehmen und dann selbst zu testen und dann ab 2,5 bis

00:17:04: drei Jahren kommen dann die Mehrwortphase, also da werden dann Mehrwörter produziert, da werden

00:17:10: die Sätze länger, da werden Fragen auch gebildet, also da kommen dann schon die ersten syntaktischen

00:17:16: Dinge, die dann gut funktionieren, sodass wir eigentlich dann am Ende sagen, meistens so mit

00:17:24: vier Jahren sind die Dinge recht gut verankert worden, aber eigentlich ist der Spracherwerb erst

00:17:31: komplett zumindest die wissenschaftliche Definition, wenn auch Lesen und Schreiben funktioniert.

00:17:37: Okay, und wann ist aus der, ja, aus der Entwicklungspsychologie der Spracherwerb

00:17:42: abgeschlossen oder ist er denn jemals überhaupt abgeschlossen?

00:17:45: Nie, nie, also du kannst ja, das ist auch ein großer Streitpunkt, ja, wie viel, wie viel

00:17:52: Wortelemente zählst du als Spracherwerb dazu, weil wenn ich jetzt zum Beispiel anfangen würde,

00:17:58: weiß ich nicht, noch Medizin dazu zu studieren, was mich auch immer schon sehr fasziniert hat,

00:18:03: dann würde ich auch wieder ganz viele neue Fachtermini lernen, die meinen Wortschatz

00:18:09: erweitern und durchschnittlich gehen wir davon aus, deswegen ist das immer nur so ein Schätzwert,

00:18:16: ja, dass Menschen einen aktiven Wortschatz haben, der zwischen 12.000 bis 16.000 Wörter groß ist,

00:18:23: insgesamt wird für die deutsche Standardsprache so um die 75.000 geschätzt, wie gesagt sehr,

00:18:31: sehr stark zu diskutieren, weil immer die Frage ist, wo ist das für die Grenze, wie viel Fachsprache

00:18:37: nutzt du noch mit dazu, aber das möchte ich noch sagen, da komme ich ja zum Ende, ich finde das

00:18:42: so faszinierend, dass wir quasi einen kleineren aktiven Wortschatz haben von diesen 12.000 bis

00:18:47: 16.000 Wörtern, dass wir aber als Menschen in der Lage sind, einen viel höheren Wortschatz auch

00:18:54: zu verstehen, der sogenannte passive Wortschatz, der ist mindestens dreimal so groß, ja, also das heißt,

00:19:00: wir sind auch oft in der Lage, Sachen zu verstehen, die wir davon noch gar nicht gekannt haben oder

00:19:06: auch in anderen Sprachen verstehen wir sehr schnell, Dinge, also das menschliche Gehirn ist ein

00:19:11: Wunder. Und die Entwicklung hört sozusagen, wie du es gesagt hast, nie auf, was den Wortschatz

00:19:18: angeht. Richtig, du kannst dich auch im hohen Alter, kannst du auch noch Fremdsprachen lernen,

00:19:24: das ist immer so ein Vorteil, dass das Lernen nicht geht ab einem gewissen Alter und das wurde

00:19:31: auch in der Sprachwissenschaft groß diskutiert, ob es solche natürlichen Grenzen gibt, aber das

00:19:36: gibt es nicht, es fällt Kindern einfach nur wesentlich leichter, weil sie spielerisch, sie

00:19:41: lernen ohne Druck, ohne ökonomische Kontexte, in denen das Ganze eingebettet ist und das Gehirn

00:19:47: ist einfach zu diesem Zeitpunkt noch nicht so vernetzt, also die Plastikität ist eine andere,

00:19:54: die ist aber wie gesagt bis ins hohe Alter weiterhin beeinflussbar. Jetzt vielleicht eine Frage so aus

00:20:01: dem, ich sage jetzt mal aus dem Elfenbeinenturm kommen, wir sind ja von Sprach und Kommunikation

00:20:07: umgeben, wo ist denn der Unterschied zwischen Sprachwissenschaft und Kommunikationswissenschaft,

00:20:16: kannst du dir selbst erläutern? Ja, also die Kommunikationswissenschaft finde ich immer,

00:20:25: können wir uns ganz gut vorstellen, wie so eine Art Regenschirm, die ist quasi über allem drüber,

00:20:31: weil die untersucht insgesamt Kommunikation, wie Kommunikation stattfindet und vielleicht hast

00:20:38: du mal diese berühmte Let's Will Formel gehört, wer sagt was zu wem, auf welchem Weg, mit welchem

00:20:45: Effekt, das ist eigentlich so die Leitfrage der Kommunikationswissenschaften und da wird auch

00:20:51: oft Massenmedien untersucht, also werden Massenmedien untersucht oder soziale Medien und da geht es mehr

00:20:57: oder weniger ums Ganze und die Linguistik ist quasi, wenn wir so diesen Regenschirm nehmen, wäre der

00:21:03: Spiel des Regenschirms, also die hat einen kleinen Bereich, die interessiert sich zwar auch für das

00:21:12: Ganze, aber die interessiert sich vor allem für den Aufbau und für die Funktion der Sprache, also

00:21:18: die geht noch mal von dieser gesamten, ganzheitlichen Ebene runter, auf die Ebene sage ich immer und

00:21:25: die interessiert sich dann zum Beispiel nicht für den ganzen Satz, oder die würde sich jetzt nicht

00:21:30: unbedingt dafür interessieren für diesen Podcast und sagen ja, wir suchen mal, was hat denn die Simone

00:21:36: zum Frank gesagt und so, sondern die würde dann zum Beispiel gewisse Wörterzählen, die ich verwendet

00:21:42: habe oder die würde schauen, wie ist mein Zusammenhang, den ich setze zwischen unterschiedlichen

00:21:52: Wörtern oder die würde meine Wortanzahl pro Satz zählen, also die ist sozusagen auf der Chirurgisch

00:21:59: eben angesiedelt und das andere eher auf der Makroeben. Ja, haben wir wieder was dazu gelernt,

00:22:09: vielen Dank Simone an der Stelle. Wenn wir uns mal den Titel dieses Podcasts angucken,

00:22:17: alles Inklusion, Fragezeichen, Ausrufezeichen, dann ist Inklusion ja hier der Schlüsselbegriff.

00:22:23: Was bedeutet denn vom Wortstamm her Inklusion im eigentlichen Sinne? Ja, so, also Inklusion gibt

00:22:32: es nicht nur im sozialwissenschaftlichen Bereich, da probierst du ja vor allem verwenden, also du

00:22:40: und auch ich, wo es da bedeutet, dass eben Menschen, andere Menschen mit einbeziehen, auch oft in

00:22:48: Verbindung mit diesem gleichberechtigten Teil haben an etwas, es gibt es aber auch und das ist

00:22:55: eher so der physikalische chemische Bereich, wo es höchstwahrscheinlich dann auch zuerst die

00:23:01: Bedeutung hatte, wenn wir uns die die die Wortherkunft und auch die Wortwendungsgeschichte angucken,

00:23:08: da gab es um Fremdsubstanzen, wo sind die Inkristallen eingeschlossen oder irgendwie

00:23:14: Mengenlehre, physikalische Fragen, wo ist etwas enthalten, wo nicht, das stammt ja vom lateinischen

00:23:20: inkluderen ja mit einbezogen, mit einbeziehen und somit ist diese sozialwissenschaftliche

00:23:28: Sichtweise, die wir jetzt inzwischen auf diesen Begriff vor allem, also ich zumindest in einem

00:23:33: Beratungskontext habe, ist eine neuere Bedeutung, die noch gar nicht so lange in unserer Sprache,

00:23:42: also zumindest in der deutschen Sprache mitgenutzt ist. Ja und wir haben ja noch mal den Unterschied,

00:23:47: in dem wir natürlich im Diversity-Kontext immer sehen zwischen dem englischen Inklusion und

00:23:52: dem deutschen Inklusion, weil die Begriffe ja unterschiedlich belegt sind sozusagen. Richtig

00:23:59: und das ist auch eben so das Faszinierende, weshalb ich es auch immer ganz wichtig finde,

00:24:04: jede Sprache getrennt zu betrachten, nur wenn ich, also nur weil ich im deutschen ein Wort habe,

00:24:10: heißt das nicht, dass ein Wort im Englischen, hast du jetzt auch gesagt, was sich schriftlich

00:24:17: komplett gleichgesellt und dann auch lautlich sehr ähnlich ist, heißt das nicht, dass dahinter

00:24:24: dieselbe Bedeutung ist, wir nennen das in der Linguistik das sogenannte Konzept, also so das

00:24:29: Denkmuster, was wir auch rufen, wenn wir diesen Begriff verwenden und das ist zum Beispiel ja bei

00:24:34: dem Wort Inklusion, Inklusion ein sehr schönes Beispiel, wo es unterschiedliche Konzepte gibt.

00:24:42: Ja vielen Dank. Du bist keine Überraschung, nicht die erste, die sich mit dem Thema Sprache

00:24:48: beschäftigt. Was fällt dir denn zu dem Zitat ein, "Wer in der Sprache nicht vorkommt,

00:24:58: ist auch nicht die Bewusstsein von Sokrates?" Ja, kann ich total zustimmen, weil ich habe das ja

00:25:05: gerade eben schon schon schon gesagt, jedes Sprachzeichen, was wir nutzen, ja und ein Wort

00:25:11: ist ein Sprachzeichen, das verweist auf ein sogenanntes mentales Konzept, auf ein Konzept,

00:25:18: was wir dann im Denken haben, ja also wenn ich jetzt zum Beispiel das Wort Podcast habe,

00:25:23: dann geht in meinem Gehirn sofort eine Idee auf, wie so ein Podcast ist, ja, dass man da irgendwie

00:25:28: Mikrofon hat, dass da vielleicht ein Headset dabei ist oder wenn ich das Wort Baum sage,

00:25:33: dann geht auch in meinem Kopf ein Konzept auf, an welchen Baum denke ich denn die Eiche

00:25:38: von meinem Fenster oder meinem Garten ist stark kulturell krudiert, wie das sozusagen aussieht,

00:25:44: dieses Konzept, aber trotzdem ist es ganz klar, wenn ich für etwas kein Wort habe,

00:25:51: dann ist das eben auch in meinem Denksystem einfach nicht existent und das sehen wir zum

00:25:57: Beispiel auch daran, jedes Mal wenn es neue Erfindungen gibt, im Bereich des menschlichen

00:26:04: Lebens, gucken wir mal jetzt gerade auf den Bereich IT-Digitalisierung, da sind ganz viele

00:26:10: neue Wörter entstanden, ja, also das Wort Smartphone, das Wort Headset, was ich gerade

00:26:18: benutzt habe, das Wort Computer, die gab es in den 30er, 40er Jahren noch nicht und deswegen zeigt

00:26:27: es einfach ganz klar und das ist auch relativ gut belegt, dass wir, wenn wir als Menschen Dinge

00:26:33: denken, dann suchen wir uns ein Wort dafür, so und dann ist es auch der Umkehrschluss relativ

00:26:40: liegt dann sehr nahe, wenn wir uns also keinen Wort für irgendwas gesucht haben, dann gibt es das

00:26:45: für uns auch nicht, da hatte so gerade das, muss ich ihm schon auch anerkennen zu sein,

00:26:50: früh in Zeiten schon eine gute Nase dafür. Ja, also sprich auch, wenn wir bestimmte Worte nicht

00:26:58: haben, dann können auch bestimmte Bilder im Kopf nicht entstehen. Genau, die kommen dann einfach

00:27:04: nicht. Ja, ja und wenn wir uns das Thema so Sprache mal aus der Sicht von Sprachcodes ansehen,

00:27:12: wie ist das denn in deiner Wahrnehmung, wenn wir jetzt mal so die Unternehmen's Ebene uns anschauen,

00:27:18: welche Rolle spielen dann Sprachcodes in deiner Wahrnehmung, in den Unternehmen und in der

00:27:24: Gesellschaft? Also wenn wir Sprachcodes entstehen als ein Sprachgebrauch, der für eine bestimmte

00:27:33: Gruppe charakteristisch ist, sowieso eine Art Unternehmenssprache, dann finde ich das erst mal

00:27:39: relativ natürlich, weil auch in der Gesellschaft, das hast du ja auch schon angedeutet in deiner

00:27:44: Frage, gibt's natürlich Sprachcodes und das haben Menschen auch schon immer benutzt, weil sie sich

00:27:50: als Gruppe identifizieren wollten und auch gegen andere abgrenzen wollten und in Unternehmen

00:27:58: versuchen ja Menschen miteinander im besten Fall zusammenzuarbeiten auf ein gesetztes Zählern und

00:28:07: die Marke zum Beispiel, die sich und also eine Marke ist zum Beispiel ein Beispiel für einen gewissen

00:28:14: Sprachcode, den ich schon verankert habe, indem ich sage, ich stehe für gewisse Sachen ein, ich

00:28:20: bin vielleicht innovativ oder ich bin gemeinschaftlich oder ich bin stark. So dieses Sprachmaterial,

00:28:26: das findet sich dann idealerweise auch im restlichen Sprachcode des Unternehmens, in dem das

00:28:33: geteilt wird, in dem darüber geredet wird. Wenn ich zum Beispiel sage, ich bin gemeinschaftlich,

00:28:39: dann wäre es auch schön, wenn ich sonst mit Wörtern operiere wie gemeinsam oder Team oder

00:28:47: Unterstützung, also alles was im Wortfeld von gemeinschaftlich vorkommt und das ist natürlich

00:28:53: auf der einen Seite ein Konstrukt, weil ich eine Marke habe, die sich irgendjemand mal erdacht hat

00:29:01: die sich auch vielleicht historisch gewachsen ist.

00:29:03: Der andere Seite aber auch ein natürliches Gebildehaber.

00:29:06: Also ich habe es neben dieser Markensprache, die meine

00:29:09: Mitarbeitenden verwenden, aber auch ganz viele andere

00:29:11: Einflüsse von der Gesellschaft draußen, von Sprachcodes wie

00:29:15: zum Beispiel Dialekte oder auch Soziolekte wie die

00:29:19: Jugendsprache oder die Internetsprache.

00:29:21: Also gerade Jugend- und Internetsprache haben einen

00:29:24: großen Einfluss auch auf Sprachcodes in Unternehmen.

00:29:27: Ganz viele englische Begriffe, die genutzt werden.

00:29:31: Oder auch das Dutzen.

00:29:34: Das ist ein Sprachcode aus der Jugendsprache.

00:29:39: Die Verwendung von, sage ich mal, mal Umdeutungen aus dem

00:29:46: Jugendbereich, zum Beispiel das Wort "geil", ja, das ist "geil" oder

00:29:50: das ist "mega". Das sind auch verwenden Sachen, die in

00:29:53: Unternehmen manchmal genutzt werden, die eigentlich auch aus

00:29:55: die Jugendsprache kommen und die da zusammenkommen,

00:29:57: sodass, ja, um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen,

00:30:01: ich es als ganz natürlich finde, dass verschiedene

00:30:05: Sprachcodes und Unternehmen vorkommen und auch hier wieder

00:30:09: habe ich zumindest das Bedürfnis, das Ganze zu ordnen.

00:30:11: Okay, also so eine, gibt es denn da für dich auch wie so eine Art

00:30:16: im Kontext von der Genderfrage, wird ja auch von der

00:30:21: Glasdecke gesprochen?

00:30:23: Ja.

00:30:24: Sind dir schon mal im unternehmerischen Kontext

00:30:27: solche Decken im sprachlichen Bezug aufgetaucht?

00:30:32: Spannend, ja.

00:30:33: Spannende Frage, also es gibt durchaus Unternehmen, die sagen,

00:30:40: wir haben eine Liste von Wörtern, die wir nicht verwenden

00:30:44: möchten.

00:30:44: Dazu gehören also allgemein gesellschaftlich,

00:30:48: haben wir so eine Art Decke, vereinbart, wenn ich jetzt

00:30:51: sage auch Decke als negatives Konnotat, dass das nicht mehr

00:30:59: Teil ist, unseres Daseins, also alle Dinge eigentlich aus

00:31:04: einem kriegerischen Sprachgebrauch, aus einem

00:31:07: Sprachgebrauch der NS-Zeit, jetzt im Zuge der

00:31:12: Nachhaltigkeitsdiskurse, auch die Beschäftigung mit der

00:31:16: Frage Menschenrechte, wie werden Dinge produziert,

00:31:19: Compliance, Geldwäsche, also alles solches, solches

00:31:23: Vokabular wird in gewisser Weise als negativ

00:31:28: konnotiert und dann auch größtenteils auch

00:31:30: ausgeschlossen.

00:31:30: Das sehe ich und ich sehe auch, dass Unternehmen inzwischen

00:31:35: auch kritischer sind mit dem, was sie bisher genutzt haben

00:31:38: und dann Wortlisten erstellen, die dann zum Beispiel für sie

00:31:43: ein No-Go sind und da ein ganz praktisches Beispiel.

00:31:47: Früher wurde das die sogenannte Blacklist genannt,

00:31:50: ja, bei der Einführung des Wort Blacklist, ja, ist ein

00:31:53: rassistisch konnotiertes Wort.

00:31:55: Das heißt, deswegen heißt eben diese Liste der Wörter,

00:32:01: die ausgeschlossen werden, nicht mehr Blacklist, sondern

00:32:03: einfach Kontrarliste oder Ausschlussliste und das ist

00:32:09: zum Beispiel auch im Bereich des IT-Systems.

00:32:11: Interessant, früher gab es so Master and Slave System,

00:32:15: ja, auch koloniale Vergangenheit, das wird ausgeschlossen.

00:32:19: Otto war da sehr stringent, die haben das Wort

00:32:21: Kolonialmöbel auch ausgeschlossen.

00:32:24: Ich kenne Unternehmensberatungen, die haben das Wort

00:32:27: Mann-Tage ausgeschlossen und sprechen jetzt von Personentagen.

00:32:32: Also wir haben ganz viele Biases in der Sprache,

00:32:34: nicht nur Gender-Biases, sondern wir haben auch

00:32:37: Biases im Bereich Rassismus, das habe ich ja schon gesagt,

00:32:40: aber auch im Bereich Abliismus, ja, so im Sinne von,

00:32:43: das sieht einem Blinder mit dem Rückstoch, oder da hast du

00:32:46: einen blinden Fleck, so was höre ich immer wieder,

00:32:48: also auch gerade im mündlichen Kontext.

00:32:50: Und das sind eben Redewendungen oder auch Wörter,

00:32:53: bei denen ich mir zumindest wünschen würde,

00:32:55: dass da mehr Bewusstsein dafür da ist, dass die genutzt werden

00:33:01: und dass dann auch die Verantwortung dafür übernommen wird,

00:33:05: gesagt so, hey, wir haben das vielleicht mal genutzt,

00:33:07: aber inzwischen wissen wir, das tut manchen Menschen weh

00:33:12: und das ist nicht inklusiv, deswegen nutzen wir es nicht mehr.

00:33:14: Du hast jetzt schon so ein paar Beispiele genannt,

00:33:18: auch Wortbeispiele, aber auch Firmenbeispiele.

00:33:21: Wie herausfordern ist es denn aus deiner Sicht,

00:33:25: das eigene Sprachverhalten weiterzuentwickeln?

00:33:27: Sehr, es ist sehr herausfordernd, weil wir meistens schon

00:33:34: eine gewisse Zeit mit diesem Sprachverhalten leben

00:33:37: und Menschen, die auch Gewohnheitstiere sind

00:33:40: und auch an Bewohnheiten gerne festhalten,

00:33:45: es sich auch eingerichtet haben, gemütlich eingerichtet haben

00:33:49: und dann auch oft an den eigenen Sprachgewohnheiten

00:33:52: gar nicht so gerne was ändern wollen,

00:33:54: weil das ja auch wieder damit zusammenhängt, bin ich falsch.

00:33:58: Ich dachte, das wäre okay, darf ich jetzt,

00:34:00: also wir hören oft zu Sachen von, darf ich jetzt gar nichts mehr sagen.

00:34:03: Oder ich letztens, mit jemanden diskutiert, der gesagt hat,

00:34:06: ja, die Minderheiten bestimmen mir jetzt inzwischen

00:34:09: mein Sprachverhalten und ich sehe das in der Hinsicht relativ nüchtern,

00:34:15: also im Sinne eines, wie soll ich es sagen, einer Entwicklung,

00:34:20: die jeder Mensch im Leben macht und wenn ich mich auch

00:34:24: in meinem beruflichen Kontext, in dem wir uns ja irgendwie

00:34:27: immer alle sagen, wir wollen uns weiterentwickeln,

00:34:29: dann gehört da natürlich auch eine geistige Entwicklung mit dazu

00:34:33: und die geistige Entwicklung ist immer gekoppelt

00:34:35: mit sprachlicher Entwicklung.

00:34:36: Und deswegen finde ich es eigentlich sehr wichtig,

00:34:38: sich damit mindestens einmal im Jahr damit zu beschäftigen,

00:34:41: wie spreche ich eigentlich, was hat das damit zu tun,

00:34:44: wie ich denke und umgekehrt, wie kann ich das,

00:34:47: was ich denke, in eine Art von Sprachverwendung bringe,

00:34:50: die für mich und andere gut ist.

00:34:52: Und das lässt sich recht easy machen,

00:34:55: indem entweder ein Sprachcoaching in Anspruch nimmst,

00:35:00: so was bieten wir an, aber auch viele andere,

00:35:04: die ich kenne oder indem du einfach,

00:35:07: das ist so die Basalstehren,

00:35:10: die selbst auf dein Handy mal aufnimmst.

00:35:13: Also, dass du für dich eine Sprachaufnahme hast,

00:35:17: deine Sprachstatus groß und dann hörst du schon sehr viel auch raus,

00:35:21: wie du sprichst und wo du auch vielleicht sagst,

00:35:24: das war mir gar nicht so bewusst, dass ich das sage

00:35:26: oder dass ich dieses Wort immer wieder verwende

00:35:29: oder vielleicht habe ich so gewisse Dinge auch eingebaut,

00:35:34: die vielleicht in dem Kontext nicht so gut ankamen,

00:35:38: das vielleicht ändere ich das dann ab.

00:35:40: Also einfach dafür diese Offenheit zu besitzen und zu sagen,

00:35:44: hey, ich bin auch interessiert,

00:35:46: da mein Sprach und auch dann Denkverhalten weiterzuentwickeln.

00:35:49: Ist das, was du jetzt gerade so geschildert hast,

00:35:52: dann auch der eigentliche Grund,

00:35:55: warum das Thema inklusivere Sprache so hochemotionalisiert

00:35:59: in der Gesellschaft immer wieder diskutiert wird?

00:36:02: Sicherlich ein großer Grund, dass Menschen eben an sich

00:36:06: sich nicht gerne verändern und sich auch nicht gerne

00:36:09: in Frage stellen lassen.

00:36:11: Also zumindest ab einem gewissen Alter oder auch nach gewissen,

00:36:14: sag ich mal, ab einem gewissen Selbstbild,

00:36:19: wenn sie der Meinung sind, ich habe doch jetzt alles schon,

00:36:21: ich bin doch jetzt ein Anführungszeichen guter Mensch geworden,

00:36:24: kann es jetzt sein, dass das irgendwie doch nicht passt.

00:36:28: Interessanterweise haben wir auch die Erfahrung gemacht,

00:36:31: dass viele sich dadurch auch an ihren eigenen Deutschunterricht

00:36:36: erinnert fühlen, der traumatisch war.

00:36:39: Das heißt, sie wollen gar nicht mehr gerne damit Grammatikfragen

00:36:43: in Kontakt gebracht werden.

00:36:46: Und was auch ein weiterer Grund ist,

00:36:49: natürlich, die plötzlich bequeme Sicht

00:36:54: einer privilegierten Mehrheit, die wird plötzlich hinterfragt.

00:36:59: Und ich muss mich jetzt auch mit Minderheiten beschäftigen,

00:37:02: die auch früher immer schon da waren,

00:37:04: nur früher haben sie eben keine Rolle gespielt.

00:37:06: So, und dann habe ich einfach mal das rausgehauen,

00:37:09: was ich gesagt habe, und da war es auch okay,

00:37:11: ob das jemand anders verletzt hat.

00:37:12: Und jetzt muss ich das überdenken und vielleicht auch

00:37:16: in dem Sinne Rücksicht nehmen.

00:37:18: Also es geht schon auch weg von einem egocentrischen Ansatz,

00:37:21: der ja relativ stark auch so mit dem patriarchalischen System

00:37:27: teilweise in errennt ist, muss aber gar nicht sein,

00:37:30: sondern ich würde es eher sagen, es geht von einem egocentrischen Ansatz,

00:37:34: der ganz stark auf die Perspektive derjenigen,

00:37:39: die Sprache produzieren, ausgeht und sagt, hey, das ist okay.

00:37:43: Und wir entwickeln uns hin zu einem Ansatz,

00:37:45: der eben nicht mehr egocentrisch ist, sondern eher empathisch

00:37:48: und auf die rezipierenden Seite, also auch die empfangenden.

00:37:52: So, und da ist dann jetzt gerade einfach der Fokus inzwischen

00:37:56: in der Diskussion und das stört halt Menschen,

00:37:58: finde ich auch okay, somit lebt der Diskurs.

00:38:02: Ja, aber erleben wir da in deiner Wahrnehmung gerade eine Rolle

00:38:07: rückwärts, bevor wir die Rolle vorwärts gesellschaftlich

00:38:10: überhaupt abgeschlossen hatten?

00:38:12: Das glaube ich persönlich nicht, weil diese Veränderung jetzt

00:38:18: in Bezug auf inklusive Sprache oder dann jetzt,

00:38:21: sage ich mal, auf gendergerechte Sprache als eine Subgruppe

00:38:26: von inklusiver Sprache ist für mich ein ganz normaler Teil des

00:38:31: Sprachwandels und Sprache hat sich schon immer gewandelt

00:38:34: und es gab Perioden in der Sprachgeschichte,

00:38:39: da sind dann zum Beispiel ganz viele englische Begriffe

00:38:41: in die Sprache bekommen oder dann haben sich mal Enzel abgeschwächt

00:38:45: oder es wurden Vokale verändert und es gab in diesen

00:38:50: Perioden immer wieder auch Gegenbewegungen von Menschen,

00:38:54: die das nicht wollten.

00:38:55: Also gerade gegen diese Angyzismen oder auch gegen das Wort

00:38:58: Automobil haben zum Beispiel ganz viele Menschen damals

00:39:02: angekämpft und es gab sogar einen Abstimmungswerb,

00:39:04: dass das umgenannt werden sollte als Stinkwägele,

00:39:07: weil Angst vor Fremdwörtern da war und deswegen sehe ich das

00:39:12: relativ nüchtern, dass es eben zu jeder Bewegung auch eine

00:39:15: Gegenbewegung gibt und das führt dann dazu, dass diese Ängste,

00:39:20: die da sind oder auch die Argumente, die die Gegenseite bringt,

00:39:27: ja auch diskutiert werden und ausgehandelt werden und meistens

00:39:31: ist es dann irgendwann so, da ist ein Piek erreicht,

00:39:35: indem es einfach kippt, weil die Möglichkeit der Institutionen,

00:39:40: das verwendet und du kommst einfach gar nicht mehr drum herum.

00:39:43: Ja und das ist schon mehr oder weniger normal geworden und das

00:39:46: sehen wir ja auch schon bei den Generationen so unter 30 im

00:39:50: Moment, für die ist das schon die neue Realität, die kennen die

00:39:53: alte gar nicht mehr und da Menschen ja irgendwann dann auch das

00:39:58: zeitliche Segen und Sterben sterben natürlich auch die

00:40:02: händenziell eher ältere Gruppe der Ablehnenden aus,

00:40:09: natürlich ja und deswegen in 30, 50 Jahren, wen ich der Meinung

00:40:14: ist diese Diskussion durch. Ja okay. Vielleicht hast du die Frage

00:40:21: schon indirekt beantwortet. Ich bin beim Lesen und

00:40:26: recherchieren über den Begriff Sprachpolizei gestolkert.

00:40:30: Ja natürlich. Wie ist denn deine Meinung zu diesem Begriff

00:40:35: Sprachpolizei? Wie lebst du das denn für dich persönlich?

00:40:37: Weil du du gibst ja deine Berufung nicht ab, wenn du sozusagen

00:40:43: nicht im wirtschaftlichen Kontext unterwegs bist,

00:40:45: sondern halt auch im privaten Umfeld. Ja also ich finde das

00:40:50: Wort immer sehr amüsant, weil weil mein Vater ist tatsächlich

00:40:54: Polizist gewesen und er arbeitet auch in der Firma mit,

00:40:58: deswegen so ein bisschen Stimmts vielleicht. Ich habe das

00:41:03: zumindest das Interesse an aufspüren, ja an an

00:41:10: dediktivische Arbeit schon mitbekommen, die auch

00:41:17: sicherlich die Genauigkeit, eine gewisse Analysefähigkeit,

00:41:20: aber ich habe für mich überhaupt nicht das Verständnis,

00:41:24: dass ich dann auch tätig werde als Polizistin. Ich habe

00:41:31: sicherlich am Anfang meiner beruflichen Karriere das

00:41:37: ganze sehr sehr viele auch im privaten Kontext thematisiert.

00:41:41: Ich habe mich auch öffentlich und das tue ich auch immer noch

00:41:45: dazu positioniert. Allerdings muss ich sagen, bin ich sehr viel

00:41:51: milder geworden. Also ich sehe es nicht als meine Aufgabe an,

00:41:54: dass ich irgendjemanden bekehre oder auch wenn ich diese

00:41:59: Semantik von Polizei sehe, das bedeutet ja auch ich

00:42:02: sanktioniere, wenn irgendjemand was nicht macht, dann

00:42:05: wirst du eingesperrt. So und das ist überhaupt nicht mein

00:42:08: Selbstverständnis. Ich sehe mich eher so als Sprachaufklärerin.

00:42:11: Ja, ich sage quasi okay, wenn du das nutzt, hat das diese

00:42:15: Implikation oder es führt dann vielleicht dazu, wenn du jetzt

00:42:18: nicht gendergerecht sprichst, dann denkst du Frauen nicht mit

00:42:21: und dann schließt du in dem Sinne auch Frauen aus. Aber wenn

00:42:23: das eben für dich in deiner Ethik okay ist, dann plusst du

00:42:27: das. Also ja, in dem Sinne finde ich das für mich selbst. Also

00:42:33: empfinde ich das nicht als Teil meiner Identität. Ich sehe es

00:42:37: aber auch, dass es gerne von den Menschen, die hier gegen

00:42:41: Sprachwandel sind oder auch gegen Formen von inklusiver

00:42:44: Sprache genutzt wird, weil sie sich auch tatsächlich so fühlen,

00:42:48: dass jemand sie da, die im Sinne wie so eine Art Verkehrspolizistin

00:42:53: in die Richtung weist und sagt so hier, das darfst du aber nicht

00:42:56: mehr nutzen. Und das glaube ich, dass es eine eine ziemliche

00:43:00: Fehleinschätzung, was auch über die mediale Aufbereitung und

00:43:04: auch über konservative Medien und den Verein für deutsche

00:43:07: Sprache sehr stark befeuert wird. Weil die wenigsten Menschen,

00:43:11: die ich jetzt kenne, die in dem Bereich, in dem ich bin, in dem

00:43:15: ich unterwegs bin, auch arbeiten, sind in so einer missionarischen

00:43:21: Weise unterwegs, sondern die wollen alle einfach nur aufzeigen,

00:43:26: die wollen auch, wenn jemand möchte, das ganze erklären oder

00:43:30: vielleicht auch Schulen, aber es ist nicht so, dass du dann diese

00:43:34: ganze Tragweite von einer polizeilchen Gewalterfers, wenn

00:43:38: du dich dem entgegensetzt und deswegen finde ich das einfach,

00:43:41: ne? So wie es halt immer schon war in einer Versuch, Rhetorik und

00:43:45: Gegenrhetorik zu nutzen, maßlos übertrieben. Ja, vielen Dank

00:43:51: für für deine Einschätzung zu dem Punkt. Ich habe jetzt mal so

00:43:55: eine klassische Skalenfrage. Oh wow. Auf einer Skala von eins bis

00:44:00: zehn. Wie weit sind wir aus deiner Sicht in der Entwicklung zu

00:44:04: einer inklusiven Sprache in Deutschland? Boah. Vier. Bei vier. Vier

00:44:12: bis fünf. Je je nach Tag, an dem du mich triffst. Was ich, ich

00:44:17: meine ich hab heute Abend, morgen, bei meinem Zahnarzt gesehen,

00:44:21: dort wurden solche Einverständnis Erklärungen mit

00:44:28: Sternchen gegendert. Ja und wenn es in Formularen etwas umgesetzt

00:44:34: wird, auch in kleinen Betrieben, so ein Zahnarztstudio, ist jetzt

00:44:41: in dem Fall, glaube ich, sind acht bis neun

00:44:44: Mitarbeitenden, dann finde ich das schon mal ein sehr gutes

00:44:46: Zeichen, aber ich habe auch Tage, da sehe ich wie zum Beispiel bei

00:44:52: der IHK Mitgliederversammlung, da ist eben keine gendergerechte

00:44:57: Sprache umgesetzt gewesen und dann sehe ich das Ganze wieder

00:45:00: ein bisschen pessimistischer. Okay, also sozusagen kontext

00:45:05: abhängig. Richtig, kontextabhängig und die Frage ist

00:45:10: auch natürlich, genau in welchem, in welchem Milieu betrachte ich

00:45:16: das, weil ich kriege ja auch oft nicht die anderen, die anderen

00:45:22: Kontexte mit, in denen Menschen sprechen, also vielleicht ist

00:45:27: es, ist es sozusagen auch schon besser, als ich, als ich denke,

00:45:31: aber tendenziell sehen wir eben, weil das können wir auch

00:45:35: recht sicher untersuchen, wie es in der schriftlichen Sprache

00:45:39: ist und da kannst du natürlich, du kannst hier

00:45:42: Kommunikate oder auch einfach Online Sprache, das kannst du

00:45:46: auswerten oder auch alle Dokumente, die online sind, kannst du

00:45:50: durchsuchen und da kannst du schon noch messen, ja, wie weit sind

00:45:54: die Genad oder nicht, allerdings mündliche Sprache ist eben

00:45:59: schwieriger zu untersuchen, weil du müsstest eigentlich

00:46:01: permanent irgendwelche Transkipte mitlaufen lassen und das

00:46:04: wollen die wenigsten Menschen, das kann sich permanent auch

00:46:07: gezeichnet werden. Daher bin ich bei sowas immer auch vorsichtig

00:46:12: etwas zu sagen, weil ich habe natürlich einen schriftlichen

00:46:15: Bayes und die mündliche Sprache ist jetzt in dem Bereich und das

00:46:20: ist recht interessant hinten dran, weil normalerweise ist es so,

00:46:24: dass die Sprachwandelfenomene eigentlich vom mündlichen

00:46:26: in schriftliche gehen und bei der gendergerechten Spare ist es

00:46:29: aber umgekehrt, da geht es vom schriftlichen ins mündliche.

00:46:31: Jetzt würde sich ja am Coaching die Frage anschließen, wenn wir

00:46:36: jetzt bei fünf sind, was müsste aus deiner Sicht passieren, damit

00:46:39: wir bei sechs ankommen? Es sollte auf jeden Fall eine viel

00:46:47: stärkere Institutionalisierung geben, ja, und das würde

00:46:49: du schon dann dazu führen, dass das Menschen ja, sich da auch

00:46:56: sonst in ihrem alltäglichen Leben daran halten, also das heißt

00:47:01: Gesetze, Verträge, Schulbücher, also über alles, wo eine gewisse

00:47:07: auch Deutungsmacht drin versehen ist, was gesteuert werden kann

00:47:13: vom politischen Institutionen, da könnte ja recht schnell

00:47:17: entschieden werden, es wird ab jetzt in allen

00:47:19: Kommunikaten gegendert, das heißt, allein schon, wenn das

00:47:25: einfach komplett fließend umgesetzt würde und dann auch

00:47:29: eben noch einen zweiter Punkt einheitlich, dann werden wir

00:47:33: schon weiter, weil das ist eben zweiter Punkt, über den haben

00:47:35: wir noch gar nicht geredet, viele Menschen stören sich auch

00:47:38: daran, dass wir gerade eben in diesem Diffusionsprozess sind,

00:47:43: ein Sprachwandelsprozess ist wiederum aus

00:47:46: Wissenschaftler Sicht ganz normales, dass erst mal

00:47:49: verschiedene Zeichen konkurrieren, also der Doppelpunkt und

00:47:52: das Stern und der Unterstrich, wobei der Unterstrich ist

00:47:55: inzwischen schon durch im Deutschen, aber in anderen

00:47:57: Sprachen gibt es andere Zeichen, die einfach alle

00:48:00: parallel genutzt werden und dann wird sich irgendwann eine

00:48:03: stabile Variante rauskristallisieren. So und das

00:48:07: wäre schön, wenn das jetzt entschieden worden wäre, der

00:48:10: Rat für deutsche Rechtschreibung hat ja dieses

00:48:13: Jahr dazu betagt, hat sich aber eben nicht dazu

00:48:17: hinreißen lassen zu sagen, ja es wird gegendert und wenn

00:48:20: gegendert wird, es wird mit einem gewissen Zeichen oder auch

00:48:24: in anderen Formen einheitlich gegendert und deswegen hat

00:48:28: sich dann diese ganze Institutionalisierung auch wieder

00:48:30: erledigt gehabt. Das heißt, wenn wir eben organisiert sind in

00:48:35: der Gesellschaft mit solchen, das sind für mich auch

00:48:38: durchaus autoritäre Strukturen, dann müsste das aber auch

00:48:42: einfach irgendwann anerkannt werden, dass die Sprachrealität

00:48:47: inzwischen so ist, weil dann wiederum können sich die

00:48:50: Menschen daran orientieren, dann werden auch die

00:48:53: Gegenargumente weniger, weil auch ein Gegenargument auch

00:48:57: häufig ist, ja der Rat für deutsche Rechtschreibung gender

00:48:59: macht auch nicht. Warum soll ich das machen? Was ja auch

00:49:02: verständlich ist. Das heißt, daraufhin würde ich dann

00:49:05: spekulieren und sagen, wenn das alles umgesetzt wird, Rat für

00:49:08: deutsche Rechtschreibung, Institutionen, die das

00:49:10: verbindlich machen, dann würde das schon nach und nach

00:49:13: durchsickern und da kämen wir dann auch schnell auf eine

00:49:15: sieben acht. Ja. Danke dir für die für die Einschätzung.

00:49:21: Auf die Ziele gerade einschwenkend. Habe ich eine Frage an dich.

00:49:26: Wenn du einem Film einen Namen geben könntest, welchen Film

00:49:32: hätte, welchen Titel hätte der Film dann? Vor allen

00:49:35: Dingen, warum würdest du den Film so nennen? Ein Film mit

00:49:40: mir oder für? Ein Film über das Thema Sprache als

00:49:46: Beispiel, ein Film aus deinem ja beruflichen Kontext

00:49:50: sozusagen, welchen Titel würdest du dem geben? Die

00:49:55: Sprachaufklärerin. Die Sprachaufklärerin. Die

00:49:58: Sprachaufklärerin, ja. Ich dachte gerade genau an

00:50:02: dieses Buch der Vorleser, von Bernhard Schling, was ich

00:50:07: damals lesen musste in der Schule. In dem Sinne würde ich

00:50:11: es gleich mal in einen anderen Gender Kontext bringen und

00:50:16: nicht die Vorleserin, sondern dann die Sprachaufklärerin

00:50:18: meine Passion. Ja. Und oder vielleicht auch ne zweiter

00:50:25: Film, die Leidende der Jungen Simone reloadet. Was ich

00:50:29: gesagt meine erste meine meine ersten Jahre anschaut,

00:50:34: als als Gründerin, das war schon manchmal echt

00:50:38: pain. Ja, also statt die Leidende des Jungen Werther,

00:50:43: die Leidende der Jungen Simone. Genau. Und jetzt aus

00:50:48: deiner privaten Buch- und Film Schatzkiste. Welche

00:50:54: Filme würdest du oder welchen Film und welches Buch

00:50:56: würdest du denn unseren Zuhörer*innen ans Herz

00:51:00: legen, was wir sich mal zu Gemüte führen sollen?

00:51:03: Ja. Ich finde eine Serie sehr spannend. Die habe ich

00:51:15: letztes Jahr, glaube ich, geschaut, das Damenkambit auf

00:51:19: Netflix, weil es eine mental diverse Protagonistin darstellt,

00:51:29: die eben sehr analytisch auch ist und sich auch sehr viel

00:51:33: mit Ordnungen beschäftigt, mit dem auch mit dem Wunsch

00:51:37: nach Ordnung und Strukturen und das aber nicht in der

00:51:39: Sprache, sondern im Schach. Ja. Also es geht da eben um

00:51:43: das Schachspiel, aber Sprache, das sage ich eigentlich immer,

00:51:47: das Linguistik, die Naturwissenschaften unter

00:51:50: den Geisteswissenschaften ist. Also Sprache ist auch

00:51:52: sehr analytisch, ist genauso wie Schach. Vielleicht hat es

00:51:54: mir das nicht so gut gefallen. Und ich finde natürlich

00:51:57: auch, wie gesagt, es ist sehr spannend, Protagonistinnen,

00:52:01: die neurodivers sind, zu, zu beschauen. Und bei Büchern

00:52:07: tue ich mich super schwer, weil ich les meistens drei

00:52:12: Bücher gleichzeitig, ja, irgendwie ein Fachbuch, ein,

00:52:15: einen, einen, einen spirituellen Roman und dann

00:52:18: vielleicht noch, ja, einen psychologischen Ratgeber,

00:52:23: aber du hast mich bei dem Buch erwischt, das ist von

00:52:29: David Mitschy, "Die Katze des Dalai Lama". Und warum?

00:52:32: Ich finde das Buch sehr interessant, weil es aus der

00:52:38: Perspektive der Katze geschildert wird und diese

00:52:43: buddhistischen Lebensweisheiten auch kritisch hinterfragt.

00:52:48: Das heißt, es hat auch wiederum mit Sprache zu tun. Und es

00:52:52: werden Dinge dargestellt, analysiert, neu

00:52:57: interpretiert aus einer anderen Perspektive. Und das hat

00:53:01: auch wiederum damit zu tun, was, was ich eben quasi

00:53:04: täglich mache. Ich versuche, andere Perspektiven

00:53:06: einzunehmen, anderen Sprechenden und vielleicht

00:53:09: hat mich das wegen dieses Buch so fasziniert.

00:53:12: Schön. Ja, vielen Dank für diese zwei Tipps. Eine letzte

00:53:19: Frage habe ich an dich. Bin gespannt. Was kann ich und was

00:53:23: können die Zuhörer*innen heute schon tun, um aus der

00:53:27: Perspektive deines Herzens Themas Sprache, die Sprache

00:53:32: inklusiver zu machen oder inklusiver zu agieren?

00:53:37: Auf jeden Fall das eigene Sprachverhalten auf

00:53:43: Handy mal aufzeichnen oder auch in solch

00:53:46: in so einstigen Art von Speisergerät und sich

00:53:50: das selbst anzuhören, wie die Sprache stattfindet und

00:53:56: darauf zu achten, ob ich in dem Bereich Menschen

00:54:01: einschließe oder nicht. Und wenn ein paar praktische

00:54:04: Worttipps gewollt sind, dann finde ich immer eine

00:54:08: Anstattmannschaft, könnten wir einfach Team sagen,

00:54:12: das ist sehr viel inklusiver und auch anstatt das Wort

00:54:14: Mitarbeiter, könnten alle Mitarbeitende sagen. Also

00:54:18: das sind zwei kleiner Sprachtipps fürs Allgemeine.

00:54:23: Und gerade vielleicht, wenn jemand viele Vorträge

00:54:27: hält oder auch Ansprache machen muss, dieses

00:54:31: "Sehr geehrte Damen und Herren" oder so, dass es auch

00:54:35: etwas, was inzwischen nicht mehr empfohlen wird,

00:54:39: auch das lässt sich sehr schnell inklusiv bestalten.

00:54:43: Sehr geehrte Teilnehmende, sehr geehrte Mitarbeitende,

00:54:46: sehr geehrte Unterstützende. Also solche kleinen

00:54:50: Sachen, die aber eine große Wirkung haben, weil sie

00:54:53: eben sehr viele Menschen dann ansprechen. In dem

00:54:55: Sinne ist es das Team mit den Mitarbeitenden. Da

00:54:58: denke ich immer, das könnte auf jeden Fall

00:55:02: gemacht werden und Last but not least als Drittes

00:55:06: sich einfach auch fragen, gerade wenn ich einen

00:55:10: Text formuliere, der mehr Zeit in Anspruch nimmt,

00:55:15: bei dem ich eben nicht einfach freischnau zu

00:55:19: rede, sondern der dann auch irgendwo multipliziert

00:55:23: wird, die Gender App zu nutzen. Ja, das ist ein

00:55:27: kostenloses Portal, genderapp.de und da sind wir

00:55:32: für ganz viele Wörter der deutschen Sprache

00:55:36: Ersetzungsmöglichkeiten. Und wenn ich selbst

00:55:39: nicht weiß, wie ich gendergerecht zum Beispiel

00:55:42: schreibe, dann kann ich das einfach nutzen und

00:55:44: dann wird mir die Alternative angezeigt und das

00:55:46: kann ich in meine Textproduktion einbauen.

00:55:52: Und das ist sehr einfach, barrierefrei und damit

00:55:56: macht auf jeden Fall sich jeder Text inklusiver.

00:55:59: Ja, vielen lieben Dank, Simone, für diese

00:56:03: abschließenden Tipps, auch für das praktische

00:56:06: Leben. Vielen Dank, dass du als Premiärengäste

00:56:10: in heute dabei gewesen bist und ja, es hat auf

00:56:15: jeden Fall sehr viel Spaß gemacht mit dir.

00:56:16: Und ja, und jetzt, wie geht es weiter? Ich sage

00:56:25: euch mal, ihr Lieben Zuhörenden, lasst es euch

00:56:27: gut gehen und bringt die Vielfalt zum

00:56:31: Wirken, wo auch immer ihr unterwegs seid.

00:56:33: Simone, vielen Dank an der Stelle, du hast

00:56:36: das letzte Wort. Das ist sehr lieb. Ich freue mich

00:56:41: sehr, dass ich diese Reihe starten durfte und

00:56:44: ich finde, du hast sehr levere und auch

00:56:50: tief, tiefgreifende Fragen gestellt, sodass

00:56:54: ich dir, glaube ich, in unserem Vorgespräch

00:56:56: schon gesagt habe, wow, das ist ein fachlich

00:56:59: fundierter Podcast. Da sollte es mehr davon

00:57:01: geben und ich freue mich auf alle weiteren

00:57:03: Gästinnen, die du einlädst. Vielen Dank,

00:57:08: Simone, und ich sage allen da draußen

00:57:11: tschüss und bis zum nächsten 21.

00:57:14: Ciao. Tschüss.

00:57:17: Das war für heute alles Inklusion, Fragezeichen,

00:57:24: Ausrufezeichen. Euer Podcast für ein

00:57:27: inklusive Rissemiteinander. Alle Infos zu

00:57:29: dieser Folge und dem Podcast findet ihr in

00:57:32: den Show Notes. Ich freue mich über

00:57:34: euer Feedback zur Folge und eine

00:57:36: Bewertung des Podcasts auf eurer Plattform.

00:57:39: Fragen, Anregungen und Vorschläge zu

00:57:41: Themen- und Interviewpartner*innen sind mir

00:57:44: willkommen und zu guter Letzt.

00:57:46: Abonniert diesen Podcast und verpasst

00:57:48: nicht die kommende Folge am nächsten

00:57:51: 21. des Folgemonats.

00:57:56: [Musik]

00:58:00: SWR 2013

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