Prof. Dr. Anja Seng: „Gleichstellung in der Gesellschaft ist kein Frauenthema.“

Shownotes

„Gleichstellung in der Gesellschaft ist kein Frauenthema.“ Ein Kernsatz der Podcastfolge mit Prof. Dr. Anja Seng der Präsidentin von Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR e.V.)

FidAR e.V. und Prof. Dr. Anja Seng sowie in Kombination sind Aktivposten und wichtige Player in der deutschen Wirtschaft, wenn es um das Thema Frauen in Führung, in Vorstände und in die Aufsichtsräte geht.

Mit Anja Seng habe ich u.a. über die Frage gesprochen, wie weit wir in Deutschland beim Thema Gleichstellung sind?

In unserer gemeinsamen Zeit haben wir uns auch darüber ausgetauscht, was die größte gesellschaftliche Herausforderung ist, um eine vollständige Geschlechtergleichstellung zu erreichen? Was Anja Seng zu Frauen in die Aufsichtsräte geführt hat oder was sie ihren Studentinnen zum Thema weibliche Karriere rät. Auf betrieblicher Ebene ging es darum, was morgen im beruflichen Alltag geschehen kann, um die aktuelle Situation zu verbessern?

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00:00:00: Servus, Grüezi Moin und Igu de Zu, der neuen Folge von Alles Inklusion.

00:00:07: In der heutigen Folge geht es um das Thema Frauen in Führung, insbesondere Frauen in

00:00:13: die Vorstände, aber auch logischerweise in die Aufsichtsräte.

00:00:16: Der 8. März ist am Horizont schon gut erkennbar, dann ist zum 100. 3. Mal internationaler Frauentag

00:00:24: ein guter Grund, um hier und jetzt mal über die aktuelle Situation zu sprechen und zukünftiges

00:00:31: zu thematisieren.

00:00:32: Dazu begrüße ich meine heutige Gästein.

00:00:35: Sie hat an der Wiener Wirtschaftsuniversität zum Thema "Internationales Personal Marketing"

00:00:42: promoviert.

00:00:43: Sie ist in Essen Professorin für BWL an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management

00:00:49: und verfügt da über 25 Jahre Erfahrung an Hochschulen insgesamt zu Lehre, Forschung

00:00:54: und Hochschulmanagement.

00:00:55: Sie ist Gründungsmitglied und Mentorin in der Initiative Women Into Leadership.

00:01:00: Seit 2020 auditiert sie Organisationen in und um Essen im Namen des Essenerbündnisses

00:01:07: für Familien.

00:01:08: Und seit 2022 ist sie Präsidentin von Frauen in die Aufsichtsräte in der Nachfolge von

00:01:15: Monika Schulz-Strello.

00:01:16: Sie lebt mit Familie in Essen und ich darf ganz, ganz herzlich Anja Seng hier in der

00:01:23: Folge begrüßen.

00:01:24: Grüß dich Anja.

00:01:25: Ja, herzlichen Dank lieber Frank.

00:01:27: Ich freue mich sehr heute hier eingeladen zu sein bei deinen zweiten Podcast.

00:01:31: Ja, ich freue mich, dass du die Zeit gefunden hast.

00:01:34: Du bist ja eine vielbeschäftigte Frau und wo bist du denn heute lieber Anja?

00:01:40: In Essen oder in Berlin oder anderswo?

00:01:42: Heute bin ich tatsächlich in Essen.

00:01:45: Wir hatten hier gestern eine großartige Fiederveranstaltung sogar in der FOM, also so verbinden

00:01:49: sich dann auch immer wieder die Themen.

00:01:51: Und ja, ich bereite mich auf die Reise nach Berlin vor.

00:01:54: Nächste Woche findet das große Fiedervorum statt.

00:01:57: Sehr schön.

00:01:58: Wenn du dich selbst mit drei Hashtags beschreiben musst, was du jetzt musst, welche drei Hashtags

00:02:05: käme für dich zum Tragen und warum genau diese drei?

00:02:09: Ja, mit Blick auf das Thema heute würde ich mich mal als Hashtag Netzwerkerin beschreiben,

00:02:18: Hashtag Frauen in Führung und Hashtag Gleichstelle.

00:02:21: Der erste Hashtag ist eher so ein bisschen persönlich.

00:02:24: Ich glaube, das, was mich auch durchaus auszeichnet, weil der Beschreibung gerade, dachte ich schon,

00:02:31: oh je, oh je, was erzählst du alles, was ich tu, das stimmt auch alles.

00:02:35: Und das gemeinsame Verbindende ist eben der, ja, meine Interesse und mein, ja, das, was

00:02:44: ich einfach wirklich gerne mache, meine Leidenschaft für das Netzwerk Menschen zusammen

00:02:47: zu bringen.

00:02:48: Und die beiden weiteren Hashtags sind einfach meine Themen und auch durchaus die Hashtags,

00:02:53: die ich auf LinkedIn immer wieder benutze, damit die Aussagen zum Thema Frauen in Führung

00:02:58: und Gleichstellung gefunden und zusammengeführt werden können.

00:03:01: Ja, ist jetzt vielleicht sehr sementisch der Unterschied zwischen Gleichstellung, Gleichberechtigung.

00:03:08: Woran machst du den fest?

00:03:11: Das eine sind sozusagen gleiche Regeln für alle.

00:03:17: Da gibt es ja immer diese schönen Bilder, die man auch im Rahmen von, noch ein konches

00:03:21: Bayernstraining und so was sieht, die Menschen stehen alle hinterm Frauen und die Person,

00:03:26: die eben nur 80 Zentimeter oder ein Meter groß ist, die kann nicht über den Frauen

00:03:31: schauen und die größte Person mit zwei Meter hat da überhaupt gar kein Problem.

00:03:36: Das heißt, das haben zwar alle dieselben Regeln und stehen auf dem gleichen Boden.

00:03:39: Die Frage ist, aber gibt es eben noch eine Kiste dazu, möglicherweise damit auch die

00:03:44: kleinste oder der kürzeste Mensch in dem Falle über den Frauen blicken kann und eine Möglichkeit

00:03:49: hat, dem Schauspiel, was hinter dem Frauen passiert, zuzuschauen.

00:03:52: Und da ist auch für mich der Unterschied.

00:03:55: Auf der einen Seite brauchen wir die gleichen Regeln für alle.

00:03:58: Auf der anderen Seite müssen wir eben auch schauen, dass die Menschen einen vergleichbaren

00:04:02: Zugang bekommen.

00:04:03: Ja, ja.

00:04:04: Man steht ja normalerweise morgens nicht auf und denkt sich, ich werde Präsidentin von

00:04:10: Fida.

00:04:11: Welcher Weg hat dich denn zu Fida geführt?

00:04:14: Ja, da kommen wir zurück zur Netzwerke, glaube ich.

00:04:18: Ja.

00:04:19: Das ist eigentlich eine sehr schöne Geschichte.

00:04:21: Ich bin schon sehr lange auch noch Mitglied in einem anderen Frauennetzwerk, der ZONTA.

00:04:26: Und das ist so eine Herzensgeschichte.

00:04:28: Deswegen erzähle ich das immer gerne hier im Essener Club.

00:04:31: Und da ZONTA setzt sich ein dafür, dass es weniger Gewalt gegen Frauen gibt, international

00:04:38: über 30.000 Mitglieder auf dieser Welt.

00:04:40: Und hier in unserem Club in Essen, der Club ist schon relativ alt mit über 50 Jahren.

00:04:46: Wir hatten eine ältere Dame, die dann zu mir immer sagte, ach, Frau Leinweng, wäre

00:04:51: doch so schön, wenn sie meine Tochter mal kennenlernen.

00:04:53: Die lebt in Berlin und die macht was Tolle.

00:04:55: So kann ich dann irgendwann nach Berlin, hatte noch ein Stündchen Zeit und habe den Namen

00:05:00: gesucht und habe Jutta von Falkenhausen einfach angerufen und gesagt, viele Grüße von ihrer

00:05:05: Mutter.

00:05:06: Die hat gesagt, ich sollte sie kennenlernen.

00:05:07: Wenn ich ins Büro, Jutta war damals Vizepräsidentin von Fida, Monika Schultz-Strelow, saß in

00:05:12: Nachbarbüro, die kam gleich dazu.

00:05:14: Und wir haben angefangen zu sprechen.

00:05:17: Ich war 45 Minuten da und drei Minuten später fand das erste gemeinsame Fida-Event in Essen

00:05:22: an der FOM-Hubschule statt.

00:05:23: Und ja, so kam das, dass ich so richtig reingewachsen bin.

00:05:29: Und bei Fida wirklich schon sehr lange auch mit aktiven Events, zum nächsten als einfach

00:05:35: Mitglied und dann als regional Vorständen.

00:05:38: Und ja, dann eben auch als Präsidentin mich für das Thema gleichberechtigte Teile habe

00:05:42: in Führung eingesetzt haben.

00:05:44: Sehr schön.

00:05:45: Kannst du schon was zur Agenda von Fida sagen für 2024?

00:05:51: Was habt ihr für Ziele?

00:05:52: 2024 ist natürlich ein spannendes Jahr.

00:05:56: Zum einen, weil es dieses Jahr auch nochmal drei Landtagswahlen gibt.

00:06:00: Es gibt viele kommunale Wahlen.

00:06:02: Noch spannender ist aber das nächste Jahr, 2025, mit der nächsten Bundestagswahl.

00:06:08: Gefühlt ist das noch sehr lange hin.

00:06:11: DeFocto, wird es sehr schnell gehen bis dahin.

00:06:15: Was wir uns auf die Agenda gesetzt haben, ist, dass das Thema Gleichstellung und insbesondere

00:06:20: Frauenentführungspositionen bei den politischen Parteien auf Bundesebene wieder noch mehr

00:06:25: auf den Schirm kommt und in ideal Fall auch in die Programme für die nächste Wahl, damit

00:06:32: es dann nach der Wahl konkrete Ansätze gibt, damit mehr gleichberechtigte Teile habe in

00:06:39: Führung wirklich realisiert wird.

00:06:41: Wir haben im Moment einen Koalitionsvertrag, das finde ich nochmal einen wichtigen Punkt,

00:06:44: in dem steht drin Parité 2030 als Ziel.

00:06:47: Da haben wir uns gefreut, als das damals veröffentlicht wurde.

00:06:51: Jetzt zweieinhalb Jahre später können wir feststellen, es sind auch viele Dinge passiert,

00:06:56: keine Frage.

00:06:57: Aber im Themenfeld Parité 2030 kann man das leider nicht so viel sehen, wie wir uns das

00:07:04: für das Thema Frauenentführung gewünscht haben.

00:07:06: Schließt sich da für dich wieder auf die Agenda?

00:07:10: Schließt sich da für dich wieder ein Zeitfenster, wenn du das so siehst, in Verbindung, Koalitionsvertrag

00:07:15: mit der Agenda für das Jahr 2030?

00:07:18: Ich denke es, oder ich hoffe es öffnet sich wieder ein Zeitfenster.

00:07:24: Denn was wir schon gesehen haben mit der Veröffentlicht oder mit dem Erlassen der beiden Frauenentführungspositionen

00:07:31: Gesetze in 2015 und 2020, hat man dann politischerseits erst mal gesagt, na gut, nun jetzt gucken wir

00:07:38: mal was passiert.

00:07:39: Gucken wir jetzt was passiert und wir sehen, dass der gesetzliche Rahmen funktioniert.

00:07:44: Also für die Unternehmen, für die die Gesetze gelten, da wirkt es auch.

00:07:49: Aber um das mal abzukürzen, da kommen wir wahrscheinlich auch gleich nochmal raus, der Wirkungsrahmen

00:07:55: zu wenig Unternehmen sind betroffen.

00:07:58: Und die, die nicht betroffen sind, fühlen sich in den seltensten Fällen ausreichend motiviert,

00:08:03: selbst engagiert sich zu verändern.

00:08:05: Also dass die Politik jetzt diese Legislatur so ein bisschen beobachtend, wenn ich es mal

00:08:12: daneben steht, um in der nächsten hoffentlich wieder aktiv zu werden.

00:08:17: Also so ein Fypok 3, finde ich schon eine schöne Sache.

00:08:20: Okay.

00:08:21: Gehen wir nochmal zurück zu dir selbst, zur Anja sozusagen.

00:08:25: Ich habe ein Beispiel mal mitgebracht, weiß nicht wie gut und vertraut du mit dem ersten

00:08:33: Raumschiff Enterprise bist.

00:08:35: Da leider hat ja, also die leider mittlerweile schon verstorbene Schauspielerin Nichelle

00:08:41: Nichols war ja die erste Schwarze, die dort eine Rolle gespielt hat sozusagen als Leutnant

00:08:46: Uhura.

00:08:47: Und es gibt von Hupy Goldberg, der Schauspielerin, ein Zeugnis, wo sie sagt, dass sie Schauspielerin

00:08:55: geworden ist wegen Nichelle Nichols und dass sie als kleines Mädchen Raumschiff Enterprise

00:09:01: geguckt hat, sie gesehen hat, dann in die Küche gerannt ist und zu ihrer Mutter gesagt

00:09:05: hat Mama, Mama, da ist eine schwarze Frau im Fernsehen und sie spielt keine Dienerin.

00:09:11: Und das war für sie so der Urknall, warum sie dann sozusagen auch selbst Schauspielerin

00:09:15: geworden ist.

00:09:16: Solche Situationen gibt es natürlich nicht in jedem Leben, aber gibt es in deinem Leben

00:09:22: einen Punkt, eine Situation, an dem du für dich so sagen kannst, das hat für mich klar

00:09:28: gemacht, warum ich mich so für das Thema Frauen in Führung, Gleichstellung einsetze.

00:09:34: Ja, tatsächlich.

00:09:35: Als junge Frau habe ich viele junge Frauen gedacht, dass das sozusagen alles Quatsch ist,

00:09:43: mit der gläsernden Deckung.

00:09:44: Und wenn ich doch nur genug wollte, dann könnte ich auch.

00:09:48: Ich bin so aufgewachsen mit einer berufstätigen Mutter in einem sozial liberalen Haushalt,

00:09:55: wo mir immer auch alles ermöglicht wurde, sicherlich als Einzelkind, aber im Akademiker

00:10:00: Haushalt, also da war für mich, waren alle Themen, alle Türen geöffnet, magst du mal

00:10:05: privilegiert, würde ich durchaussagen.

00:10:07: Und mit diesen Augen bin ich eben auch durch die Welt gegangen.

00:10:12: Ja.

00:10:13: Wisse ich irgendwann ein erstes Forschungsprojekt bekam, das kam sozusagen zufällig um die

00:10:19: Ecke.

00:10:20: An der Hochschule da ging es um das Thema Frauen in Führung in der Chemieindustrie,

00:10:25: jetzt mal sehr vereinfacht gesagt.

00:10:26: Ja.

00:10:27: Und ich dachte erst, ach ja, warum muss ausgerechnet ich das bearbeiten, aber mal gut, mach das

00:10:31: doch mal, ne, und es ist ja auch eine Chance.

00:10:33: Und dann kann es ja der Welt zeigen, wenn man nur will, es auch geht.

00:10:37: Und dann hat die Welt mir mal kurz gezeigt, wie sie wirklich ist und hat mir die Augen

00:10:42: geöffnet.

00:10:43: Das war ein dreijähriges Projekt, das war emotional unglaublich schwierig für mich und auch für

00:10:48: meine Familie, weil es mein Weltbild auf den Kopf gestellt hat.

00:10:52: Im Nachgang erst so richtig bewusst geworden, warum diese Phase, dieses Projekt für mich

00:10:57: so schwierig ist, weil ich dort selber erforscht, erfasst in Interviews, in Zahlen immer wieder

00:11:05: erleben musste.

00:11:06: Die Welt ist nicht so, wie ich sie vorher durch meine rosa rote Brille gesehen habe, sondern

00:11:11: sie sieht ganz, ganz anders aus.

00:11:13: Und seitdem bin ich sehr engagiert in diesen Themen, weil ich denke, das war früh, also

00:11:19: ich war auch 30, 31 ungefähr.

00:11:23: Und seitdem gehe ich einfach mit sehr viel Herzblut mit diesem Themenstellung raus

00:11:28: und erlebe auch immer wieder Studentinnen, die sich gerne mit dem Thema Frauen in Zukunft

00:11:32: beschäftigen, die aber auch häufig zeigen wollen, bei uns im Unternehmen ist das anders.

00:11:37: Und nicht selten rufen die mich irgendwann unter Tränen an und sagen, Frau Seng, ich

00:11:41: bekomme mal die falschen Ergebnisse.

00:11:43: Das sind nicht die falschen Ergebnisse, das ist leider die Realität, die sie da erfassen.

00:11:48: Also inzwischen versuche ich denen das vorher auch zu sagen, aber diese ersten Arbeiten

00:11:53: und das Entsetzen der jungen Frauen darüber, wie die Realität tatsächlich ist, das hat

00:11:59: mir auch immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, früh die Themen anzusprechen, nicht

00:12:04: nur mit Frauen, sondern natürlich auch mit Männern.

00:12:08: Das ist Gleichstellung in der Gesellschaft, das ist kein Frauenthema, sondern das ist

00:12:12: ein gesellschaftlicher Thema.

00:12:14: Das sprechen über die Hälfte der Menschen und haben das so, wie kommen wir zusammen?

00:12:19: Das ist ein guter Übergang zu zwei Aussagen, mit denen ich dich konfrontieren möchte und

00:12:25: mit der Bitte um eine, ich sage jetzt mal knappe Antwort, was du dem entgegenstellen

00:12:33: würdest, was antwortest du, wenn du die Aussage hörst?

00:12:37: Das wollen doch gar nicht alle Frauen Karriere machen.

00:12:40: Habt ihr sie schon mal gefragt?

00:12:43: Die eine Antwort und die zweite Antwort ist nicht alle Männer wollen Karriere machen.

00:12:51: Ja, das stimmt.

00:12:53: Und ein anderer, ich sage jetzt mal trauriger Klattiger, wir entscheiden nach Kompetenz

00:13:00: und nicht nach Geschlecht.

00:13:01: Dann sage ich, wie schön, dass sich jetzt der Markt öffnet in Zeiten bis Tag kräftemangels,

00:13:08: haben sie dann ja jetzt 50 Prozent mehr Potenzialverfassigung.

00:13:12: Nein, stimmt gar nicht, haben sie jetzt das Dokumentat Potenzialverfassigung.

00:13:17: Was sagst du denn zu deinen Studentinnen in Bezug auf das Thema weibliche Karriere,

00:13:23: worauf sie unbedingt achten sollten aus deiner Sicht?

00:13:27: Sie sollen unbedingt dranbleiben, sie sollen sich Ziele setzen und die auch verfolgen.

00:13:32: Es geht nicht darum, dass alle immer Karriere machen müssen.

00:13:35: Und was wir aber in unserer heutigen Gesellschaft sehen und da sind wir, glaube ich, auch sehr

00:13:39: down to earth, überhaupt nicht bei irgendwelchen Aufsichtgrats oder Vorstandspositionen.

00:13:43: Altersarmut in Deutschland ist weiblich und das liegt daran, dass Frauen massiv in Teilzeit

00:13:50: tätig sind.

00:13:51: Frauen sind in Teilzeit tätig, um sich um Familie zu kümmern.

00:13:55: Und der Preis ist in einer Gesellschaft, in der die Scheidungsrate so hoch ist wie bei

00:14:00: uns einfach enorm hoch.

00:14:02: In der Situation der Hochzeit und des ersten Kindes denkt natürlich niemand an Scheidung.

00:14:07: Trotzdem versuche ich auch gerade bei meinen berufstätigen Studentinnen, weil an der Form

00:14:14: sind eben alle Studis im Job, gerade bei Abschlussprüfungen, sie immer wieder auch zu ermutigen,

00:14:20: dran zu bleiben, persönliche Ziele zu definieren, die mit sich klar zu machen, aber natürlich

00:14:26: auch in der Partnerschaft zu diskutieren und damit bestmöglich dran zu bleiben.

00:14:31: Wir sind wir zurück beim gesellschaftlichen Thema.

00:14:34: Wer sagt denn, dass die Männer immer 100 Prozent arbeiten möchten und dass die Väter

00:14:40: es nicht für relevant finden, sich um die Kinder zu kümmern.

00:14:44: Das heißt, wir brauchen eine Gesellschaft, in der es möglich ist für beide, für Vater

00:14:50: und für Mutter, sich Zeit zu nehmen für die Familie, so dass man das miteinander bestmöglich

00:14:56: organisieren kann.

00:14:57: Ich höre dann häufig das Argument, naja, aber das kostet zu viel Geld, weil es keine

00:15:02: Kindergärten gibt und ich nicht alle Dienstleistungen sonst in Anspruch nehmen kann, weil ich dann

00:15:06: naja, dafür gehst du ja auch arbeiten und wenn wir heute das Geld in eine Kinderbetreuung

00:15:12: investieren und dafür mehr Renten in die Rentenkasse einzahlen, lohnt sich das langfristig

00:15:18: auf jeden Fall.

00:15:19: Ja.

00:15:20: Wenn wir mal auf die gesetzliche Ebene schauen, wenn du auf den 8.

00:15:25: März, den ich ja schon erwähnt habe, schaust und die erwartbaren Zahlen siehst, wie schätzt

00:15:32: du dann die Situation in Deutschland bezüglich der Vorstände und der Aufsichtsräte ein?

00:15:39: Ist das klar aus deiner Sicht halb voll oder halb leer?

00:15:42: Bist du zufrieden?

00:15:43: Also erstmal bin ich ein grundzufriedener Mensch mit der Situation und den Vorständen

00:15:51: und den Aufsichtsräten.

00:15:53: Allerdings überhaupt nicht.

00:15:55: Also holen wir ein bisschen aus.

00:15:57: Wir haben unser wunderbares Grundgesetz, Paragraf 3 Absatz 2 Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

00:16:02: Das ist schon mal eine gute Basis und dann hat aber der Staat tatsächlich die Aufgabe,

00:16:08: da steht im Gesetz, er fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Männern

00:16:14: und Frauen und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nacht.

00:16:17: Das heißt, es ist tatsächlich staatliche Aufgabe verfassungsrechtliche Basis das Thema

00:16:24: Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft weiter voranzubringen.

00:16:27: Und dann hatte es ja auch viele Jahre gedauert, bis es dann die Führungspositionen-Gesetze

00:16:31: gab.

00:16:32: Eins und zwei, in denen zumindest das Thema Repräsentanz von Frauen im Aufsichtsrat und

00:16:40: nun auch im Vorstand adressiert ist.

00:16:42: Auch hier vielleicht ganz kurz für die Hörerinnen und Hörer immer zusammengefasst.

00:16:46: Im ersten Gesetz ging es darum, dass es eine 30-prozentige Geschlechterquote für den

00:16:52: Aufsichtsrat gibt.

00:16:53: Das heißt mindestens 30 Prozent Frauen und mindestens 30 Prozent Männer müssen im Aufsichtsrat sein.

00:17:01: Und das bezieht sich auf allen Börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen.

00:17:07: Sind ungefähr 100, also genau 100 im Moment.

00:17:12: Was vor dem Hintergrund der Millionen von deutschen Unternehmen vergleichsweise wenig

00:17:17: ist.

00:17:18: Das zweite Führungspositionen-Gesetz bezieht sich auf den Vorstand.

00:17:22: Da gibt es das sogenannte Mindestbeteiligungsgebot.

00:17:25: Also keine Quotenregel, sondern eine Mindestbeteiligung in Gremien, die größer als drei Personen

00:17:31: sind.

00:17:32: Sobald ein Vorstand also vier Personen hat, muss mindestens eine Frau und mindestens

00:17:39: ein Mann beteiligt sein.

00:17:40: Das gilt auch zu beides.

00:17:44: Es gibt kaum, aber immerhin, eine oder andere Unternehmen mit einem reinweiterlichen Vorstand,

00:17:49: drei Personen.

00:17:50: Und wenn die jetzt noch vierten dazu nehmen, müsste das ein Mann sein nach dem Mindestbeteiligungsgebot.

00:17:56: Auch dieses Gesetz gilt für die Börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen, müssen

00:18:01: aber eben mehr als drei Personen im Vorstand sein.

00:18:03: Das sind im Moment 60 Unternehmen.

00:18:05: Also noch weniger als die, die für die Aufsichtsrat Quotenfrage kommen.

00:18:09: Und das ist einfach zu wenig.

00:18:12: Und wenn wir uns fragen, wie hoch ist der Anteil ja noch?

00:18:15: Weil den Unternehmen, die unter die Geschlechterquote fallen im Aufsichtsrat, sind wir inzwischen

00:18:19: auch schon wobei ungefähr 38 Prozent.

00:18:21: Also sie haben eine Übererfüllung, das ist gut.

00:18:24: Bei den Unternehmen, die dem Gesetz nicht unterlegen, sind das aber weniger.

00:18:29: Also da sind wir bei, je nachdem welche Größe man, also welche Unternehmensformen man betrachtet,

00:18:35: haben der Fiedersstudien, den Bummenabord im Lices, untersuchen wir Unternehmen, die eben

00:18:40: auch Börsennotiert sind.

00:18:42: Und da sind wir dann bei um die 30 Prozent.

00:18:44: Wenn wir aber in den Mittelstand schauen, sieht es ganz anders aus.

00:18:48: Dazu gibt es keine wirklich systematischen Erhebungen.

00:18:51: Und im Vorstand haben wir jetzt dieses Jahr bei denen Unternehmen, die unter eben auch

00:18:55: die Geschlechterquote im Aufsichtsrat fallen, der erste Mal die 20 Prozent Frauen im Vorstand

00:19:00: erreicht.

00:19:01: Also da sprechen wir wirklich von sehr wenig.

00:19:04: Ich hatte jetzt sehr gefreut, eine Studie, die diese Woche noch rausgekommen ist von

00:19:08: GEW.

00:19:09: Und da hat man nachgewiesen oder aufgezeigt, dass Unternehmen, in denen das Vorstandsgremium

00:19:17: mit mindestens 30 Prozent besetzt ist, da sind wir wieder bei den 30 Prozent, dass man

00:19:23: dort auch erkennen kann, dass der Gender Pay Gap in der gesamten Kampagne sich verkleinert.

00:19:29: Es gibt viele Faktoren, die auf den Gender Pay Gap einzahlen, aber eben auch die Besetzung

00:19:34: des Top-Gremiums.

00:19:35: Da stand ich nochmal sehr spannend und hoffentlich auch eine gute Argumentationslogik auch für

00:19:42: Unternehmen.

00:19:43: Ich hier noch einfach, sich noch mehr zu bemühen und anzustrengen, mehr Frauen in dieses

00:19:48: Top-Management zu bringen, weil ihnen das insgesamt gut tun wird.

00:19:51: Ja.

00:19:52: Du hast es eben schon...

00:19:54: In dem Zusammenhang logisch auch noch erwähnt Geschlechterquote.

00:19:58: Wie stehst du denn heute zum Thema Quote?

00:20:01: Hat sich da bei dir in den letzten Jahren was verändert?

00:20:04: Bei dir in deinen Gedanken?

00:20:06: Also tatsächlich hat sich was verändert durch dieses damalige besagte Forschungsprojekt.

00:20:13: Davor war ich natürlich auch nicht dafür, wie fast alle junge Frauen,

00:20:17: weil sie in der Regel davon ausgehen, ich bin ja kompetent genug,

00:20:20: dass sie keine Quote und mit zunehmendem Alter bemerkt,

00:20:24: Frau, tatsächlich, dass es nur das alle Kompetenz irgendwie doch nicht notwendig reicht,

00:20:30: sondern dass es auch noch viele andere Faktoren gibt.

00:20:33: Ich bin ja in Meinung, wir brauchen eine Quote, wir brauchen eine Quote,

00:20:36: bis die 30%, mindestens 30% in den Gremien Normalität sind.

00:20:41: Also das Ziel ist natürlich eine Parität, eine gleichberechtigte Vertretung.

00:20:48: Weil wir wissen auch aus der Forschung, sobald wir mindestens 30%

00:20:53: von der Gruppe haben, die am wenigsten vertreten ist,

00:20:56: wird sie nicht mehr als Minderhaltswahl genommen.

00:20:59: Das heißt, die Aussagen in der Gruppe werden von allen gleichberechtigt wahrgenommen

00:21:04: und auch verarbeitet und nicht immer als so eine Sonderaussage.

00:21:09: Ich bin jetzt...

00:21:13: Also ich bin für die Quote, das war die Frage.

00:21:15: Das war nicht die Frage, aber du bist für die Quote.

00:21:18: Das ist deine Antwort auf, wie sind deine Gedanken sozusagen.

00:21:21: Wenn du dich jetzt mal gedanklich in das europäische Ausland begibst,

00:21:31: welche gesetzliche Maßnahme aus dem europäischen Ausland

00:21:35: würdest du sofort in Deutschland übernehmen?

00:21:39: Da würde ich natürlich am liebsten die neue EU-Führungspositionen

00:21:43: richtig übernehmen, die es Ende 2022 erlassen worden

00:21:47: und die besagt, dass man mindestens 40% Frauen in den Aufsichtsräten haben soll

00:21:53: oder wenn Aufsichtsrat und Vorstand zusammengefasst werden, mindestens 35%.

00:21:57: Was liegt daran, dass die Organisation von Beuts in verschiedenen Ländern

00:22:02: unterschiedlich funktioniert und diese Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat

00:22:06: ist schon eine recht deutsche Geschichte.

00:22:08: In anderen Ländern gibt es meistens die Management Board,

00:22:11: die im gemeinsamen nur Aufsichtsführende und auch auf eine gute Verantwortung haben.

00:22:16: Also und mit dieser neuen EU-Führungspositionen-Richtlinie hat man

00:22:21: seitens der EU auch EU weit einen neuen Rahmen geschaffen.

00:22:25: Deutschland hat da sogar über 10 Jahren auch immerhin mal zugestimmt.

00:22:30: Das ist natürlich fantastisch.

00:22:32: Allerdings gibt es die Möglichkeit der Aussetzungklausel,

00:22:35: weil es hier schon einen gesetzlichen Rahmen gibt.

00:22:38: Es ist zwar schwächer als der europäische, aber es gibt einen

00:22:41: und damit hat Deutschland juristisch die Möglichkeit,

00:22:44: eben keine unmittelbare Überführung des Gesetzes vorzunehmen,

00:22:49: weil es ja schon was gibt.

00:22:51: Das finde ich persönlich sehr schade, weil ja, der europäische Rahmen wird damit gesetzt

00:22:57: und als Teil, aktiver Teil der EU, denke ich, sollten wir uns da handeln,

00:23:03: aus Orientieren und das gerne übernehmen.

00:23:05: Danke dir.

00:23:07: Wenn wir mal einen Blick in die Unternehmenswelt so werfen,

00:23:12: eine spannende Frage, die viele Jahre beschäftigt, ist immer wieder der Punkt.

00:23:17: Wie bekommen wir zum Thema Geschlechtergerechtigkeit auch

00:23:21: unternehmerischer Ebene, die Männer besser an Bord?

00:23:24: Wer den Stein der Weisen hat, der würde da wahrscheinlich eine

00:23:28: goldene Nase verdienen, aber wo siehst du da einen Ansatzpunkt?

00:23:32: Vielen Dank für diese Frage.

00:23:35: Das ist tatsächlich ein großes Ding, was mich auch immer wieder beschäftigt,

00:23:41: weil wir natürlich auch bei unseren Bestrebungen zu wenig Männer mit dabei haben,

00:23:47: also auch an die endlichen Hörer hier.

00:23:50: Wir freuen uns immer über Unterstützung von Herren, auch bei viele, ja?

00:23:54: Auch wenn es im Namen natürlich jetzt etwas anders klingt,

00:23:58: aber FIDA ist ein Verein für Frauen und Männer und das gemeinsame Tun ist uns da

00:24:03: einfach auch sehr wichtig.

00:24:05: Meine Erfahrung ist, wie bekommen wir sie am besten an Bord mit

00:24:08: Zaheldatentfakten?

00:24:10: Und das eine ist natürlich das Gerechtigkeitsargument, wo auch viel dran ist,

00:24:14: finde ich, auch das verfassungsrechtliche Argument,

00:24:17: aber mit Zaheldatentfakten und auch mit den non-regulatorischen Auflagen,

00:24:21: die entstehen, haben wir ja eine Notwendigkeit im Unternehmen uns damit zu beschäftigen.

00:24:27: Wir müssen jetzt Bericht erstatten über die ganzen ESG-Themen

00:24:32: und sowohl Social- als auch Governance-Aspekten,

00:24:35: ist das Thema gleichberechtigte Teilhabe in Zürich,

00:24:38: lohnswert zu erwähnen, zu retorten, zu dokumentieren.

00:24:42: Und diese Berichterstattung zählen darauf, Veränderungswillen zu verdeutlichen

00:24:50: und Maßnahmen zu dokumentieren, die dazu führen werden, diese Veränderungen umzusetzen.

00:24:56: Ich habe so eine ganz kleine Hoffnung.

00:25:00: Wir werden sehen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, bin ja ein positiver Mensch.

00:25:04: Eine ganz kleine Hoffnung, dass wir aufgrund dieser Rahmenbedingungen,

00:25:09: dieser wirklich regulatorischen Rahmenbedingungen,

00:25:12: eine Chance haben, doch Bewegung zu erzeugen,

00:25:16: die über die Formulierung von allgemein kletzend nachgeht.

00:25:19: Okay.

00:25:21: Jetzt stellt ihr vor, wir haben den 8. März.

00:25:25: In dem 8. März 2024 ist ja schön nah dran.

00:25:29: Stell dir vor, du wachst an dem Tag auch.

00:25:33: Wir haben in allen DAX-Unternehmen nach binairem Verteilung der Geschlechter

00:25:38: ein Verhältnis von 50 zu 50 in den Vorständen.

00:25:41: Woran bemerkst du das?

00:25:48: Das ist eine gute Frage.

00:25:51: An dem Tag bemerke ich das wahrscheinlich an der unglaublich verwunderten Presse.

00:25:58: Dass da viele erst mal überrascht sein werden,

00:26:03: aber ich glaube, dass diese Bogen sich sehr schnell gläten

00:26:06: und sich in ruhige, gute, konsequente Unternehmensführungen überführen lassen.

00:26:13: Okay.

00:26:15: Also du meinst, mit einem Anteil von 50 zu 50 kommt eine andere Kultur

00:26:23: in die Vorstandsetage.

00:26:25: Das glaube ich tatsächlich.

00:26:27: Zum einen ist das so eine anekdotische Evidenz, war ich mal.

00:26:31: Erzählen das auch Frauen und auch Männer auf den USA.

00:26:36: Da habt ihr jetzt auch eine Studie dazu, die Gremienbefragungen durchgeführt hat,

00:26:40: wo dann am Ende des Tages rauskam,

00:26:42: dass durch die Beteiligung von Frauen die Diskussionen

00:26:46: stringenter fachlicher More and Point passieren.

00:26:51: Weil, warum weiß ich ehrlich gesagt auch nicht,

00:26:54: aber die Fragen, die Form der Fragen, die gestellt werden, sind andere.

00:27:00: Und das Miteinander ist auch noch mal irgendwie anders

00:27:05: und wahrscheinlich irgendwie fachlicher geprägt.

00:27:08: Zumindest sind das die Geschichten, die ich höre.

00:27:10: Und das, was auch Harvard herausgefunden hat.

00:27:13: Was ist denn für dich auf gesellschaftlicher Ebene sozusagen

00:27:18: die größte gesellschaftliche Herausforderung,

00:27:22: um eine vollständige Geschlechtergleichstellung zu erreichen?

00:27:26: Wo siehst du da die größten Hürden?

00:27:28: Die größte Hürde.

00:27:29: Die bestehenden Rollenbilder zu überkommen.

00:27:33: Die sind sehr, sehr stark in unserer Gesellschaft.

00:27:37: Die sind einfach so sozialisiert nach wie vor.

00:27:41: Und das halte ich für eine ganz schwierige.

00:27:45: Und wie stark siehst du da die Beeinflussung sozusagen,

00:27:49: wenn du sagst, die gesellschaftlichen Rollenbilder,

00:27:51: wie stark empfindest du da den Einfluss auf weibliche Karrieren

00:27:56: im wirtschaftlichen Kontext?

00:27:58: Das Behaarungsvermögen liegt meiner Meinung nach im Wesentlichen daran.

00:28:03: Das sei es jetzt im Fernsehen, in Serien, in Kinderbüchern,

00:28:09: in Schuleingangstests, in Schulbüchern,

00:28:13: im Kopf auch von Lehrpersonal-Rollenbilder nach wie vor verhaftet sind.

00:28:19: Wenn ich Mädchen höre, die sagen, Mathe ist nichts für Mädchen

00:28:22: und Informatik erst rechn ich, dann kriege ich einfach zu viel,

00:28:25: weil ich fragte, woher wissen die da?

00:28:27: Totaler Quatsch.

00:28:28: Also rechnen können die alle.

00:28:30: Die ersten Informatiker waren weichlich,

00:28:32: so lange bis man da Geld verdienen konnte

00:28:35: und dann haben die Jungs auch gemacht.

00:28:37: Weil es auch nicht wo die Frauen geblieben sind.

00:28:40: Und diese Bilder sind schon Ding.

00:28:47: Und tatsächlich auch ein paar Rahmenbedingungen.

00:28:49: Also da gucken wir uns wo Themen an, wie das Elterngeld.

00:28:54: Also natürlich, gestern Abend bei dieser Veranstaltung

00:28:57: erzählte mir dann auch jemand, der jetzt immer mehr Väter-Elternzeit

00:29:01: in der solche herzlichen Glückwunsch,

00:29:03: die gehen für zwei Monate in Elternzeit, damit man gemeinsam reisen kann.

00:29:06: Das ist für mich keine Elternzeit.

00:29:09: Der Anreiz muss darin liegen, zu sagen,

00:29:13: beide gehen gleichberechtigt in Elternzeit,

00:29:16: damit die andere Partnerin in der Zeit wieder arbeiten gehen kann.

00:29:21: Damit man auf ein gemeinsames Familienmodell hin arbeitet.

00:29:26: Das ist auch schon eine Frage,

00:29:28: das ist ein Gegend,

00:29:30: hat aber mit gleichberechtigter Teilhabe und Verteilung von Sorge

00:29:33: nicht so viel zu tun.

00:29:35: Es gilt auch für das Thema Ehrgabensplitteln.

00:29:37: Also politische Anreize, was ich nach wie vor unverständlich finde,

00:29:42: politische Anreize zu schaffen, um Frauen in Teilzeit zu bringen,

00:29:47: weil das andere sich vermeintlich nicht lohnt.

00:29:49: Das ist einfach eine blöde Anreizpolitik.

00:29:53: Der Titel des Podcasts lautet ja Inklusion,

00:29:57: Fragezeichen, Ausrubezeichen, die Essenzechter Zugehörigkeit.

00:30:01: Was ist denn für dich aus der weiblichen Perspektive heraus,

00:30:05: der Anteil sozusagen der weiblichen Perspektive

00:30:10: in Bezug auf die Essenzechter Zugehörigkeit?

00:30:13: Was macht für dich,

00:30:15: was ist die Essenze für dich aus der weiblichen Perspektive

00:30:18: beim Thema Zugehörigkeit?

00:30:20: Zu Behörigkeit haben wir dann erreicht,

00:30:23: wenn ich jetzt die Frage richtig verstehe,

00:30:25: wenn beim Porträtieren auch von weiblichen Managern in den Medien

00:30:31: nicht als erstes auf die Anfall der Kinder,

00:30:34: den Beruf des Mannes und die Farbe des Kleides eingegangen wird,

00:30:37: sondern wenn auch die Frauen genauso, also die weiblichen Manager,

00:30:41: genauso wie die Herren auf Bars ihres Kompetenzprofil beschrieben werden.

00:30:46: Oder alternativ, wenn auch bei den Männern

00:30:48: die Anzahl der Kinder benannt wird,

00:30:50: wirklicherweise der Beruf der Frau und die Anzugfarbe Grau

00:30:53: darf ja durchaus auch erwähnt werden.

00:30:55: Vielleicht auch in weißen Turnschuh.

00:30:57: Wahnsinnig innovativ.

00:31:00: Also das ist glaube ich ein Bild, was es ganz gut beschreibt.

00:31:05: Also diese Verwunderung darüber,

00:31:08: wie schaffen Sie das denn?

00:31:10: Also auch diese Frage könnten Männer genauso gestellt bekommen,

00:31:14: weil die Frage ist ja für alle Vero-Land.

00:31:17: Ja.

00:31:19: War so eine klassische Skalenfrage auf einer Skala von 1 bis 10.

00:31:25: Wie weit sind wir aus Deiner Sicht in der Entwicklung zu einer geschlechterbezogenen,

00:31:30: gleichberechtigten Gesellschaftsstruktur?

00:31:33: Oh mein Gott, das ist wirklich eine sehr, sehr schwierige Frage,

00:31:39: weil es ja immer auch eine Frage des Bezugs fragt.

00:31:41: Es gibt sehr viele Gesellschaften, in denen die Lage,

00:31:45: wenn es eine Tatastrophe ist und im Verhältnis zu denen wird,

00:31:48: in meiner neuen Halb.

00:31:50: Wenn ich jetzt aber gucke mit dem Blick auf das Ziel der Parität,

00:31:53: wie lange wir daran schon arbeiten,

00:31:55: wie viel Bösames es ist,

00:31:57: ich erzähle seit 15 Jahren mein Studentin da selber

00:31:59: und die gucken mich nach wie vor mit offenem Auge an

00:32:01: und sagen, das ist ja toll.

00:32:03: Die Fokusschein ist total neu

00:32:05: und ich schlafe vor langem, weil fast einbei,

00:32:07: da sind halt einfach bekannte Geschichten.

00:32:09: Also wenn ich jetzt nicht den Bezug zu den vielen,

00:32:12: vielen Ländern auf unserer Welt herstelle,

00:32:14: in denen es ganz andere Rahmenbedingungen gibt

00:32:16: für Frauen in der Gesellschaft,

00:32:18: dann würde ich bei uns sagen,

00:32:20: wir haben vielleicht auch noch 4 bis 5,

00:32:22: also wir haben immer noch einen sehr weiten Weg vor

00:32:25: und bis es eben selbstverständlich ist,

00:32:28: junge Frauen technisch studieren,

00:32:30: dass sich Mädchen für Informatik interessieren

00:32:33: und dass wir eben weibliche Manager haben.

00:32:35: Also, schwierige Frage.

00:32:40: Ja, klar.

00:32:42: Gibt es vieles zu bedenken und zu beachten, ist klar.

00:32:45: Natürlich haben wir hier schon,

00:32:47: also wir klagen auf sehr hohem Niveau,

00:32:49: das ist mir durchaus bewusst.

00:32:51: Trotzdem, besser geht immer.

00:32:55: Dann haben wir noch einen weiten Weg.

00:32:58: Wenn du einem Film,

00:33:01: einem Namen geben könntest,

00:33:04: bezüglich des Themas Geschlechtergerechtigkeit,

00:33:07: welchen Titel würdest du diesem Film geben?

00:33:11: Und warum?

00:33:13: Vielleicht,

00:33:21: Thomas und Sabine, ein Rotmovie.

00:33:25: Also, so ein bisschen auf der Suche nach dem gerechten Weg.

00:33:31: Ja.

00:33:32: Thomas und Sabine waren so die beliebtesten Namen

00:33:34: in den 60er Jahren und sind dann

00:33:37: heute auch die, die wir im Management treffen.

00:33:40: Also vor allem Thomas relativ wenige Sabine.

00:33:43: Das wäre vielleicht so eine ganz schöne Sache.

00:33:47: Okay.

00:33:49: Thomas und Sabine, ein Rotmovie.

00:33:52: Gut.

00:33:54: So ein bisschen, weil vor allem bei unseren Zuhörer*innen ja auch mitgeben,

00:34:00: auch als Inspiration und die Frage,

00:34:04: die mich natürlich dann auch immer beschäftigt,

00:34:07: bei meinen Gäst*innen ist,

00:34:10: was ist denn jetzt zum Beispiel dein Top Sachbuch zum Thema

00:34:13: Frauen in Führung?

00:34:15: Kannst du uns da einen Tipp geben?

00:34:18: Das ist super schwierig, da gibt es viele.

00:34:21: Zum einen haben wir ...

00:34:29: Ja, naja, wir ...

00:34:31: Ich habe sozusagen in dem Podcast auch das Ziel,

00:34:35: ein bisschen Inspiration mitzugeben, den Zuhörer*innen.

00:34:38: Und da beschäftigt mich auch die Frage,

00:34:41: jetzt aus deiner Perspektive ein Top Sachbuch zum Thema

00:34:45: Frauen in Führung, hast du da einen Tipp, den wir mitgeben können?

00:34:49: Ja, so habe ich Tipps.

00:34:52: Aktuell liegt auf meinem eigenen Nachtisch "Kiria & Family"

00:34:55: von Claudia Goethe,

00:34:57: der Nobelpreisträgerin.

00:34:59: Ich glaube, das wesen natürlich viele.

00:35:02: Die unsichtbaren Frauen, finde ich auch ein Klassesachbuch,

00:35:05: weil es nochmal zeigt,

00:35:07: wie wenig sichtbar die Hälfte der Gesellschaft ist

00:35:10: in den Dingen, die wir tun,

00:35:12: und zwar nicht nur im Management, sondern einfach in ...

00:35:15: Ja, im Rahmen der Stadtplanung, im Rahmen der Automobilherstellung,

00:35:19: wie auch immer, also fantastische Aufbereitung

00:35:23: zur Positionierung der Frau in unserer globalen Gesellschaft.

00:35:27: Und so ein Herzensbuch von Mia Is What Works, von Iris Bonet,

00:35:33: einer Schwanzerin, die auch in Harvard übrigens als Kollegin

00:35:37: von Claudia agiert, wo sie sehr konkret aufbereitet,

00:35:41: was sind eigentlich die Schwierigkeiten

00:35:43: und wie gibt es sehr viele Lösungsansätze,

00:35:46: und das gefällt mir gut.

00:35:48: Okay, danke dir.

00:35:50: Und man hat schon ein bisschen gemerkt,

00:35:53: sinneastischen Einfluss habe ich.

00:35:55: Ich bin begeisterter Kino-Gänger

00:35:57: und hast du denn im Kontext von Kino-Filmen

00:36:02: einen Film, der dich im Zusammenhang mit Frauen

00:36:07: und Frauenentwicklungen, Gleichstellungen,

00:36:10: der dich in den letzten Jahren inspiriert, beeindruckt hat?

00:36:15: Da ist, glaube ich, ganz klar die Unbeutsam.

00:36:17: Das wird jetzt niemand überraschen von den Höreren,

00:36:20: weil dort die politische Entwicklung in Deutschland dokumentiert wird.

00:36:23: Also großartig ein unbedingtes Maskti.

00:36:26: Und am 8. März wird das mit Sicherheit in vielen Programmen

00:36:29: kino-geben.

00:36:30: Mehr so ein Geheimtipp sind die Hidden Figures.

00:36:35: Das ist ein Amerikanischer Film,

00:36:38: der über die Anfänger ja eben auch in der IT,

00:36:41: schreibt in der Sicherheitsentwicklung

00:36:44: und der ist großartig, was die Rolle der Frau auch in Amerika,

00:36:49: aber auch in der IT, wie das dort skizziert wird.

00:36:52: Ja, den habe ich gesehen.

00:36:55: Den anderen muss ich selbst sagen, habe ich noch nicht gesehen,

00:36:58: die Bildungslücke werde ich schließen.

00:37:00: Ach, dann werb.

00:37:02: Eine letzte Frage an dich.

00:37:08: Was können männliche und weibliche Führungskräfte morgen

00:37:11: im betrieblichen Alltag tun,

00:37:14: um die Geschlechtergerechtigkeit einen wesentlichen Schritt voran zu bringen?

00:37:19: Der erste Schritt ist, glaube ich, überhaupt in die Diskussion gehen,

00:37:24: die Themen ansprechen und vielleicht auch neue Erklärungsansätze suchen.

00:37:28: Also nicht verstellen, ja, aber ich habe ja alle gefragt und das will keiner.

00:37:32: Wenn man nochmal auf das andere Blickwinkel kommt,

00:37:35: die Frage nochmal neu formuliert, Hinterfrag,

00:37:37: warum es vielleicht so oder nicht anders ist,

00:37:39: kommt man auch schnell zu neuen Lösungen.

00:37:43: Das ist auch etwas, was wir im Umgang mit unbewussten Vorurteilen lernen können.

00:37:47: Also mehr so eine Aktivfallsdinge, die die Diskussion einsteigen.

00:37:51: Wir sollten, das können wir auch morgen machen, transparent schaffen

00:37:54: im Unternehmen, schauen Sie, wie es denn eigentlich aus mit der gleichberechtigten Teilhabe

00:37:58: über alle Ebenen hinweg und das auch ehrlich tun und das uns nicht schönreden.

00:38:03: Auf Basis der bestehenden Ziele können wir auf der bestehenden Situation

00:38:08: Ziele setzen. Die können wir erst mal ausschreiben und da ganz wichtig,

00:38:14: dass es auch vom Topmanagement mitgetragen wird, am besten ausgerufen wird,

00:38:19: um eine Verbindlichkeit zu erzeugen.

00:38:22: Bis wir das in die Gehaltsysteme überführt haben, dauert es vielleicht ein bisschen.

00:38:25: Aber einfach ist es auch, HR-Prozesse nochmal zu reflektieren

00:38:29: und möglicherweise zu überarbeiten.

00:38:31: Das sage ich auch als Personalprofessorin,

00:38:33: wenn im strukturierten Interview bekommt man immer bessere Ergebnisse

00:38:36: als mit Bauchgefühle und strukturierten Interviews.

00:38:39: Wir sollten uns fragen, welche Anforderungen stellen wir denn,

00:38:42: um dann im Interview auch wirklich nach diesen Anforderungen zu suchen

00:38:47: und zu gucken, welche Kandidatin, welcher Kandidat diese Anforderung

00:38:51: bestmöglich erfüllt und schon nur durch diese kleine Veränderung des Prozesses

00:38:57: vom unstrukturierten, strukturierte Interview habe ich betriebliche Vorteile,

00:39:02: weil ich die besser passenden Kandidatinnen und Kandidaten auswähle

00:39:05: und ich habe eine Chance, mehr gleichberechtigte Teilhabe zu erreichen.

00:39:09: Also, Double Win.

00:39:11: Wunderbar.

00:39:13: Ja, Anja, dann sage ich jetzt einfach mal ganz, ganz herzlichen Dank

00:39:19: für die Zeit, die du dir genommen hast, für den Podcast.

00:39:23: Mir hat es große Freude gemacht. Ich hoffe, es geht dir ähnlich.

00:39:27: Vielen herzlichen Dank.

00:39:29: Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht.

00:39:31: Und ja, ich freue mich schon auf die weiteren Folgen

00:39:33: und werde natürlich immer dran bleiben.

00:39:35: Vielen herzlichen Dank.

00:39:37: Und euch, die ihr da draußen seid,

00:39:39: gerne gebe ich wieder mit.

00:39:41: Bringt dir Vielfalt draußen zum Werken.

00:39:43: Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

00:39:45: Tschüss.

00:39:47: Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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